Vom geistigen Frühling {01.05.1841}
00] Wilhelmine H. fragte: »Was
ist der Frühling und was kann man vom Frühling lernen?«
01] Was hier den Frühling
anbelangt, so ist er in natürlicher Hinsicht nichts anderes, als was ein jeder
Mensch am Morgen nach dem Erwachen erlebt, nämlich eine geweckte Tätigkeit
aller Lebensgeister.
02] Wenn diese (Lebensgeister)
durch das Licht und durch die zunehmende Wärme aus ihrem Schlafe geweckt
werden, so beginnen sie ihre ordnungsmäßige Tätigkeit von vorne. Alle Sinne
erschließen sich; der Magen kündigt sein Bedürfnis nach Nahrung an, und alle
Säfte des Körpers beginnen einen lebhaften Kreislauf.
03] Sehet, also ist es auch in
der großen Natur! Zahllose Äonen (Natur-)Geister werden durch das Licht und
die Wärme der Sonne aus ihrem starren Winterschlafe geweckt, beginnen ihre
vegetative Tätigkeit von neuem und fangen an, allerlei Pflanzen, Kräuter, Sträucher
und Bäume wie auch zahllose Heere der kleinen Tierwelt zu bilden und zu
entwickeln, und das alles nach der festgesetzten Ordnung.
04] Sehet, das ist der natürliche
Frühling! - Was kann man aber von diesem lernen? - Ich sage euch - sehr vieles!
05] Ihr wißt, wodurch er natürlicherweise
entsteht, nämlich durch das wachsende Licht und durch die Wärme.
06] Nun sehet, wenn ihr recht
emsig treu Mein Wort anhört oder selbst leset, so nähert sich da ebenfalls die
große Geistessonne eurer irdisch oder weltlich noch kalten nördlichen
Winterzone des Herzens. Dieses »Sonnenlicht« entbindet da auch nach und nach
stets mehr und mehr Wärme, welche die Liebe zu Mir ist, zur wahren geistigen
Lebenstätigkeit.
07] Wenn nun solches vor sich zu
gehen anfängt, dann ist bei dem Menschen der »geistige Frühling«
eingetreten.
08] Wie es aber ist, daß der natürliche
Frühling nebst vielen nützlichen Pflanzen und Tieren auch ebensoviele giftige
und schädliche ins Leben erweckt, also ist es auch mit dem geistigen Frühlinge,
daß dadurch im Menschen auch viele giftige und schädliche böse Geister
geweckt werden, aus welcher Ursache dann auch die Versuchungen zur Sünde mächtiger
werden als in dem leblos starren Winter, welcher ist die laue weltliche Gewöhnlichkeit
des Menschen.
09] Daher muß der Mensch in
diesem geistigen Frühlinge einem sorgfältigen Gärtner gleichen, der seine Bäumchen
und Pflanzen sorgfältig von den schädlichen Raupen reinigt und alles Unkraut
ausjätet, damit der edlen Bäume und Pflanzen Leben keinen Schaden leide.
10] Wer nun auf diese Art seinen
Lebensbaum von allen den bösen Begierden und Leidenschaften durch die kräftigen
Werkzeuge, welche sind die Selbstverleugnung und die Demut, emsig reiniget, der
wird dann gewiß auch im Sommer und Herbste seine Tätigkeit mit den
herrlichsten, reif gewordenen Früchten belohnt sehen.
11] Diese Früchte aber sind
keine anderen als die Erscheinung des »Zeichens des Menschensohnes am Himmel«.
Die »Geschlechter der Erde« sind die hinausgeschafften bösen Begierden und
Leidenschaften. Und darauf erfolgt »das Kommen des Menschensohnes auf den
Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.«