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Aus   http://www.tagx.info/hohelied/

Das Hohelied

Titel und Prolog

 Hld 1,1 Das Lied der Lieder von Salomo.

Die Braut:

 Hld 1,2 Dass er mit seines Mundes Küssen mich küsste!
Ja, köstlicher als Wein sind deine Liebkosungen.

 Hld 1,3 Deine Öle sind köstlich an Duft;
wie ausgegossenes Öl ist dein Name;
darum lieben dich die Mädchen.

 Hld 1,4 Ziehe mich dir nach! Lass uns enteilen!
Der König bringt mich in seine Gemächer!
Jauchzen wollen wir und deiner uns freuen,
deine Liebkosungen höher rühmen als Wein!
Man liebt dich wirklich mit Recht.

Erstes Lied

Die Braut:

 Hld 1,5 Ich bin zwar gebräunt, aber lieblich,
ihr Töchter Jerusalems.
Wie die Zelte Kedars,
wie die Zeltdecken Salomos.

 Hld 1,6 Schaut nicht auf mich herab, weil ich dunkel bin:
denn die Sonne hat mich verbrannt!
Meiner Mutter Söhne grollten mir;
sie machten mich zur Weinbergshüterin.
Da hab' ich meinen eignen Weinberg nicht hüten können.

 Hld 1,7 Den meine Seele liebt, du sage mir, wo du weidest,
wo du (mit der Herde) lagerst zur Mittagszeit.
Warum soll ich eine sein, die herumirrt
bei den Herden deiner Genossen?

Der Chor:

 Hld 1,8 Wenn du es selbst nicht weißt, du Schönste der Frauen,
so ziehe nur den Spuren der Schafe nach,
und weide deine Zicklein
bei den Plätzen der Hirten!

Der Bräutigam:

 Hld 1,9 Meiner Stute an den pharaonischen Wagen
vergleiche ich dich, meine Freundin.

 Hld 1,10 Schön sind deine Backen in den Schmuckgehängen,
dein Hals mit der Korallenkette!

 Hld 1,11 Wir wollen Kettchen von Gold für dich machen,
mit kleinen Kugeln von Silber!

 

Zwiegespräch der Geliebten:

 Hld 1,12 Solang der König weilt bei seiner Tafelrunde,
verströmt meine Narde ihren Duft.

 Hld 1,13 Mir ist mein Geliebter ein Myrrhenbeutel, wird zwischen meinen Brüsten ruhen.

 Hld 1,14 Mein Geliebter ist mir ein Zyperblütenstand
in den Weingärten von Engedi.

 Hld 1,15 Ja, du bist schön, meine Freundin,
ja, du bist schön!
Deine Augen sind Tauben (gleich)!

 Hld 1,16 Ja, du bist schön, mein Geliebter,
wirklich reizend!
Und unser Lager ist frisches Grün;

 Hld 1,17 das Gebälk unseres Hauses ist (von) Zedern,
unsre Wände sind (von) Zypressen.

 Hld 2,1 Ich bin die Narzisse von Scharon,
die Lilie der Täler!

 Hld 2,2 Wie die Lilie unter den Disteln,
so meine Freundin unter den Mädchen!

 Hld 2,3 Wie unter den Waldesbäumen der Apfelbaum,
so mein Geliebter unter den Burschen.
In seinem Schatten, so heiß begehrt, will ich sitzen,
und süß schmeckt seine Frucht meinem Gaumen.

 Hld 2,4 Er führt mich ins Haus des Weines;
sein Banner über mir ist die Liebe.

 Hld 2,5 Helft mir auf mit Traubenkuchen,
erfrischt mich mit Äpfeln,
denn ich bin krank von Liebe!

 Hld 2,6 Seine Linke (fasst) unter mein Haupt,
seine Rechte umfängt mich.

 Hld 2,7 Ich beschwöre euch, Jerusalems Töchter,
bei den Gazellen oder den Hindinnen der Flur:
Stört doch die Liebe nicht, und weckt sie nicht auf,
bis es ihr (selbst) gefällt!

 

Zweites Lied

Die Braut:

 Hld 2,8 Horch! Mein Geliebter!
Sieh da, er kommt,
Springend über die Berge,
hüpfend über die Hügel!

 Hld 2,9 Mein Geliebter gleicht der Gazelle
oder dem Junghirsch.
Sieh da, nun steht er
hinter unserer (Haus)wand.
Er schaut zum Fenster herein;
er lugt durch das Gitter.

 Hld 2,10 (Dann) grüßt mein Geliebter und sagt zu mir:
Mach dich auf, meine Freundin;
meine Schönste, so komm doch!

 Hld 2,11 Denn sieh, der Winter ist vorüber;
der Regen ist vorbei, ist fort.

 Hld 2,12 Die Blumen erscheinen im Lande;
die Zeit des (Reben)schneidens ist gekommen;
und der Ruf der Turteltaube erschallt in unserem Lande.

 Hld 2,13 Am Feigenbaum färbt sich die Frühfrucht,
und die Reben knospen und duften.
Mach dich auf, meine Freundin;
meine Schönste, so komm doch!

 Hld 2,14 Meine Taube im Höhlennest des Gesteins,
im Versteck am Felsensteig!
Lass mich sehen deine Erscheinung,
lass mich hören deine Stimme!
Denn deine Stimme klingt wohl,
und deine Erscheinung ist schön!

 Hld 2,15 Fangt uns die Füchse,
die jungen Füchse.
Die verwüsten die Weinberge,
auch unsere Weinberge, die doch in Blüte stehn!

 Hld 2,16 Mein Geliebter ist mein und ich bin sein;
er weidet (nun) in den Lilien.

 Hld 2,17 Bis (Kühle) weht der Tag
und die Schatten ausgreifen,
Ergehe dich, mein Geliebter,
werde gleich der Gazelle
Oder dem Junghirsch
auf den Bergen des Bundes!

 Hld 3,1 Nächtens auf meinem Lager suchte ich,
den meine Seele liebt;
ihn suchte ich, doch ich fand ihn nicht.

 Hld 3,2 "So will ich denn aufstehn, die Stadt zu durchstreifen;
will auf Straßen und Plätzen
den suchen, den meine Seele liebt!"
Ich suchte ihn, doch ich fand ihn nicht!

 Hld 3,3 Die Wächter trafen mich an
auf ihrer Runde durch die Stadt.
"Habt ihr, den meine Seele liebt, gesehen?"

 Hld 3,4 Kaum war ich an ihnen vorüber,
da fand ich, den meine Seele liebt.
Ich hielt ihn fest und will ihn nicht lassen,
bis ich ihn gebracht ins Haus meiner Mutter,
in die Kammer von der, die mich getragen.

 

Der Bräutigam:

 Hld 3,5 Ich beschwöre euch, Jerusalems Töchter,
bei den Gazellen oder den Hindinnen der Flur:
Stört doch die Liebe nicht, und weckt sie nicht auf,
bis es ihr (selbst) gefällt!

 

Drittes Lied

 Hld 3,6 Wer ist, die da von der Wüste heraufzieht,
Rauchsäulen gleich,
Umwölkt von Myrrhe und Weihrauch,
von allen Würzen des Händlers?

 Hld 3,7 Seht, das ist seine, Salomos Sänfte, Sechzig Helden um sie herum,
von Israels Tapfersten;

 Hld 3,8 Sie alle ausgerüstet mit Schwertern,
geschult für den Kampf,
Jeder sein Schwert an der Seite
wider nächtliches Schrecknis.

 Hld 3,9 Eine Sänfte ließ der König sich machen,
Salomo, aus Libanonholz.

 Hld 3,10 Ihre Pfosten ließ er in Silber machen,
ihre Lehne in Gold,
Den Sitz aus Purpurgewebe,
in der Mitte ausgelegt mit Ebenholz.

 Hld 3,11 Kommt heraus, Zions Töchter, und schaut
den König Salomo mit der Krone,
womit seine Mutter ihn krönte
Am Tag seiner Hochzeit,
am Freudentag seines Herzens!

 

Der Bräutigam:

 Hld 4,1 Ja, du bist schön, meine Freundin,
ja, du bist schön!
Deine Augen sind Tauben (gleich)
hinter deinem Schleier!
Dein Haar gleicht einer Herde von Ziegen,
die vom Gileadberge herabkommen,

 Hld 4,2 Deine Zähne der Herde von frisch geschorenen (Schafen),
die (eben) der Schwemme entsteigen;
Die allesamt Zwillinge werfen,
und keines hat ein Junges verloren.

 Hld 4,3 Einem karmesinroten Bande sind gleich deine Lippen,
und lieblich ist dein Plaudermund.
Einer Granatapfelscheibe gleicht deine Schläfe
hinter deinem Schleier,

 Hld 4,4 Dein Hals dem Davidsturm
mit Steinvorsprüngen versehen;
Tausend Schilde hängen an ihnen,
alle Wehrgehenke der Helden.

 Hld 4,5 Deine zwei Brüste sind wie zwei Kitzen,
wie Zwillinge einer Gazelle,
die weiden in den Lilien.

 Hld 4,6 Bis (Kühle) weht der Tag
und die Schatten ausgreifen,
Ergebe ich mich am Myrrhenberg
und am Weihrauchhügel.

 Hld 4,7 Alles ist schön an dir, meine Freundin,
und kein Makel haftet dir an!

 Hld 4,8 Komme, o Braut, vom Libanon!
komme vom Libanon, komme her!
Steige herab vom Gipfel des Amana,
vom Gipfel des Senir und Hermon,
Vom Aufenthaltsorte der Löwen,
von den Bergen der Panther!

 Hld 4,9 Du, meine Schwester Braut, hast mein Herz berückt;
hast mein Herz bedrückt
Mit einem einzigen (Blick) deiner Augen,
einer einzigen Kette deiner Halsketten!

 Hld 4,10 Wie schön, meine Schwester Braut, sind deine Liebkosungen;
deine Liebkosungen um wie viel besser als Wein,
und der Duft deiner Öle geht über jeden Balsam!

 Hld 4,11 Von deinen Lippen, o Braut, träuft Honigseim.
Milch und Honig birgt deine Zunge,
Und der Duft deiner Kleider
gleicht dem Dufte des Libanon!

 Hld 4,12 Ein verlassener Garten (bist du), meine Schwester Braut,
ein verschlossener Garten, ein versiegelter Quell.

 Hld 4,13 Deine Triebe sind ein Garten von Granatbäumen
mit den köstlichsten Früchten:

 Hld 4,14 Narde und Krokus, Kalmus und Zimt
mit allen Weihrauchhölzern,
Myrrhe und Aloe
samt all den besten Balsamen.

 Hld 4,15 Der Gartenquell ist ein Born lebendigen Wassers,
das herabfließt vom Libanon.

Die Braut:

 Hld 4,16 Nordwind, erhebe dich, und Südwind, eile herbei!
Durchwehe meinen Garten, dass seine Düfte strömen!
Mein Geliebter möge kommen in seinen Garten
und seine köstlichen Früchte genießen!

Der Bräutigam:

 Hld 5,1 Meine Schwester Braut, ich komme in meinen Garten,
ich pflücke meine Myrrhe samt meinem Balsam,
Esse meine Wabe samt meinem Honig,
trinke meinen Wein samt meiner Milch.
Esset, ihr Freunde,
trinkt und berauscht euch, Geliebte!

Viertes Lied

Die Braut:

 Hld 5,2 Ich schlief, doch mein Herz war wach -
Horch, mein Geliebter pocht (und sagt): Tu mir auf, meine Schwester, meine Freundin,
meine Taube, meine Makellose!
Denn voll von Tau ist mein Haupt,
von Tropfen der Nacht meine Locken!

 Hld 5,3 Ich habe mein Kleid (schon) ausgezogen,
was sollt' ich es wieder anlegen?
Mir (bereits) die Füße gewaschen,
was sollt' ich sie schmutzig machen?

 Hld 5,4 Mein Geliebter streckte die Hand durch die Öffnung; da bebte mir seinetwegen das Innerste.

 Hld 5,5 Ich erhob mich, meinem Geliebten zu öffnen;
Meine Hände tropften von Myrrhe,
meine Finger von Myrrhe,
die über die Griffe des Riegels rann.

 Hld 5,6 Ich öffnete meinem Geliebten;
doch mein Geliebter war weg, war entschwunden.
Ich geriet außer mir seines Fortgehens wegen.
Ich suchte ihn, doch ich fand ihn nicht;
ich rief nach ihm, doch er gab mir nicht Antwort.

 Hld 5,7 Die Wächter trafen mich an
auf ihrer Runde durch die Stadt; sie schlugen mich, verwundeten mich.
Meinen Überwurf rissen mir weg
die Wächter der Mauern.

 Hld 5,8 Ich beschwöre euch, Jerusalems Töchter,
wenn ihr meinen Geliebten trefft,
Was sollt ihr ihm melden?
Dass ich krank bin von Liebe!

 

Der Chor:

 Hld 5,9 Was hat dein Geliebter einem andern Geliebten voraus,
du Schönste der Frauen?
Was hat dein Geliebter einem andern Geliebten voraus,
dass du so uns beschwörst?

 

Die Braut:

 Hld 5,10 Mein Geliebter ist weiß und rot,
er ragt hervor aus Zehntausend!

 Hld 5,11 Sein Haupt ist feines Gold;
(wie) Dattelrispen sind seine Locken,
schwarz wie ein Rabe.

 Hld 5,12 Seine Augen sind wie Tauben
am Wasser eines Beckens,
Die sich baden in Milch,
die sitzen auf einem Meer.

 Hld 5,13 Seine Backen sind wie Beete mit Balsam,
(wie) Schreine voll Würzwerk.
Seine Lippen (gleichen) Lilien,
sie träufeln flüssige Myrrhe.

 Hld 5,14 Seine Hände sind Walzen aus Gold
mit Tarschisch-Steinen besetzt.
Sein Leib ist eine Elfenbeinplatte,
bedeckt mit Saphiren.

 Hld 5,15 Seine Beine (gleichen) Marmorsäulen,
gegründet auf Sockel von Feingold.
Wie der Libanon ist seine Gestalt,
ohnegleichen wie Zedern.

 Hld 5,16 Sein Mund ist (voll) Süße;
ganz und gar ist er entzückend!
Das ist mein Geliebter, ja das ist mein Freund,
ihr Töchter Jerusalems!

 

Der Chor:

 Hld 6,1 Wohin ist dein Geliebter gegangen,
du Schönste der Frauen?
Wohin hat sich dein Geliebter gewendet,
dass wir mit dir ihn suchen?

 

Die Braut:

 Hld 6,2 Mein Geliebter ging in seinen Garten hinunter,
zu den Beeten mit Balsam,
Um in den Gärten zu weiden
und Lilien zu sammeln.

 Hld 6,3 Ich gehöre meinem Geliebten,
und mein Geliebter gehört mir,
der weidet bei den Lilien.

 

Fünftes Lied

Der Bräutigam:

 Hld 6,4 Du, meine Freundin, bist schön wie Tirza,
lieblich wie Jerusalem!

 Hld 6,5 Wende weg von mir deine Augen;
denn sie greifen mich an!
Dein Haar gleicht einer Herde von Ziegen,
die vom Gilead(gebirge) herabkommen.

 Hld 6,6 Deine Zähne sind gleich einer Herde von Mutterschafen,
die (eben) der Schwemme entsteigen,
Die allesamt Zwillinge werfen,
und keines hat ein Junges verloren.

 Hld 6,7 Einer Granatapfelscheibe gleicht deine Schläfe
hinter deinem Schleier.

 Hld 6,8 Königinnen sind es sechzig,
und Nebenfrauen achtzig,
[und die Mädchen sind ohne Zahl:]

 Hld 6,9 (Doch) einzig ist meine Taube, meine Makellose;
die Einzige ist sie ihrer Mutter,
untadelig ihrer Gebärerin.
Die Töchter sehen sie und preisen sie selig,
die Königinnen und Nebenfrauen, und rühmen sie.

 Hld 6,10 Wer ist, die da herniederschaut wie die Morgenröte,
schön wie der Vollmond,
Klar wie die Sonne,
furchterregend wie Bannerscharen?

 Hld 6,11 In den Nussgarten ging ich hinunter,
um zu sehen, wie es ausschlägt im Talgrund,
Um zu sehn, ob die Reben treiben,
die Granatbäume blühen.

 Hld 6,12 Da - ich weiß nicht, wie - versetzte mich meine Seele
(zu) den Wagen meines edlen Volkes.

 

Der Chor:

 Hld 7,1A Kehr wieder, kehr wieder, Schulammit!
kehr wieder, kehr wieder, dass wir dich anschauen!

 

Der Bräutigam:

 Hld 7,1B Was wollt ihr schauen an Schulammit?
etwas wie den Reigentanz zu Mahanajim?

 Hld 7,2 Wie schön sind deine Füße in den Sandalen,
du adlige Tochter!
Deiner Hüften Rundungen sind wie Geschmeide,
gefertigt von Künstlerhand.

 Hld 7,3 Dein Nabel ist eine runde Schale;
nicht mangle der Würzwein!
Dein Leib (gleicht) einem Weizenhaufen,
eingefasst mit Lilien.

 Hld 7,4 Deine zwei Brüste sind wie zwei Kitzen,
wie Zwillinge einer Gazelle.

 Hld 7,5 Dein Hals ist wie ein Elfenbeinturm.
Deine Augen (gleichen) den Teichen von Heschbon
am Tore von Bat-Rabbim.
Deine Nase ist wie der Libanonturm,
der gegen Damaskus Ausschau hält.

 Hld 7,6 Deines Kopfes Scheitel gleicht dem Karmel,
und die Haare deines Hauptes dem Purpur -
Ein König ist an die Tränkrinnen gefesselt.

 Hld 7,7 Wie schön bist du und wie reizvoll
o Liebe, o Wonne!

 Hld 7,8 Ja, dein Wuchs gleicht der Palme,
und deine Brüste Trauben.

 Hld 7,9 Entschlossen will ich die Palme ersteigen,
will ihre Rispen ergreifen.
Deine Brüste sollen nun sein wie Trauben des Weinstocks,
und dein Atem wie Apfel(duft),

 Hld 7,10A und dein Mund (sei mir) wie bester Wein.

 

Die Braut:

 Hld 7,10B Er geht so glatt dem Liebsten ein
und sanft fließt er über die Lippen derer, die schlafen.

 Hld 7,11 Ich gehöre meinem Geliebten,
und nach mir steht sein Verlangen.

 Hld 7,12 Komm, mein Geliebter, gehn wir aufs Land
und nächtigen in den Dörfern!

 Hld 7,13 Früh zu den Weinbergen lass uns ausgehen
und sehen, ob die Reben (schon) treiben,
(Ob) die Blütenknospen aufbrechen,
die Granatbäume blühen.
Dort will ich dir schenken meine Liebkosungen.

 Hld 7,14 Es duften die Liebesäpfel;
und über unsern Türen liegen allerart köstliche Früchte,
Neue und auch alte,
die habe ich aufgespart für dich, mein Geliebter!

 Hld 8,1 Ach, wärst du mir wie ein Bruder,
an der Brust meiner Mutter genährt!
Träfe ich dich auf der Straße, ich küsste dich,
ohne dass mir es jemand verübelte.

 Hld 8,2 Ich würde dich führen, dich bringen
ins Haus meiner Mutter, die mich erzog.
Ich würde dich mit Gewürzwein tränken,
mit meinem Granatapfelmost.

 Hld 8,3 Seine Linke (fasst) unter mein Haupt,
und seine Rechte umfängt mich.

 

Der Bräutigam:

 Hld 8,4 Ich beschwöre euch, Jerusalems Töchter,
was wollt ihr stören, was wollt ihr wecken die Liebe,
ehe ihr (selbst) es gefällt?

 

Der Ausklang

Der Chor:

 Hld 8,5A Wer ist, die da von der Wüste heraufzieht,
geschmiegt an ihren Geliebten?

 

Der Bräutigam:

 Hld 8,5B Unter dem Apfelbaum weckte ich dich,
dort, wo mit dir in Wehen kam deine Mutter;
dort lag in Wehen, die dich gebar.

 Hld 8,6 Tue mich wie ein Siegel auf dein Herz,
wie ein Siegel an deinen Arm!
Ja, stark wie der Tod ist die Liebe,
hart wie die Unterwelt die Leidenschaft.
Ihre Brände sind Feuerbrände,
sind Flammen Jahwes.

 Hld 8,7A (Selbst) gewaltige Wasser vermöchten nicht, die Liebe zu löschen;
auch Ströme schwemmen sie nicht fort.

 

Anhänge

Spruch eines Weisheitslehrers

 Hld 8,7B Böte ein Mann seines Hauses ganzen Besitz für die Liebe, man würde ihm nur Geringschätzung zeigen!

 

Zwei Spottliedchen

 

 Hld 8,8 Wir haben eine Schwester, (noch) klein, und sie hat (noch) keine Brüste. Was sollen wir machen mit unserer Schwester am Tag, da man um sie freit?

 Hld 8,9 Ist sie eine Mauer, so bauen wir auf eine silberne Zinne; und ist sie eine Tür, so sperren wir sie mit Zedernplanken.

 

 

 Hld 8,10 Ich bin eine Mauer, und wie Türme sind meine Brüste; so ward ich in seinen Augen zu einer, die Gnade findet.

 Hld 8,11 Salomo besaß einen Weinberg in Baal-Hamon; er übergab den Weinberg an Hüter; tausend Silberschekel sollte aufbringen ein Mann für seinen Ertrag.

 

 

 

 Hld 8,12 Der Weinberg, nun mein, ist vor mich gestellt; die tausend sind dein, Salomo, und zweihundert den Hütern seines Ertrages!

 

 

 

Letzte Anfügungen

 Hld 8,13 Die du in den Gärten weilest, auf deine Äußerung sind die Freunde gespannt, lass mich sie vernehmen!

 Hld 8,14 Mein Geliebter, enteile!
und tue es gleich der Gazelle,
Oder dem Junghirsch
auf den Balsambergen!
Gott suchen und die Sünde fliehen

 

 

 

 

"Die Bibel. Die Heilige Schrift des Alten und des Neuen Bundes",
hrsg. Von Diego Arenhoevel, Alfons Deissler und Anton Vögtle,
Freiburg - Basel - Wien 1968; (c) Verlag Herder, Freiburg im Breisgau

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