Ein Wort über die Wirkungen verschiedener Geister und
Kräfte in lichtfähigen Seelen, in denen das ewige Wort
wohnt und die von dem inneren Leben eigene Erfahrungen
gemacht haben.

April 1841.


Das innere Leben, oder das Leben im Geiste, ist ganz verschieden von dem Leben und Wirken des äußeren, sinnlichen oder besser gesagt des seelisch-tierischen Menschen.

Der Mensch lebt nur dann als Geistmensch seiner Würde und Bestimmung gemäß, wenn er im Geiste mit Gott lebt und seine Sinne und Gedanken in Gott einwendet.

Diese Einsammlung in den inwendigen Grund der Seele ist eine Übung, ja eine selige, fruchttragende
Übung, die einem Geistmenschen, der nirgends Ruhe findet als in Gott, immer leichter wird.

Sobald sich die Ruhe des Gemüts einstellt, fühlt er sich auch hingezogen zu dem ewigen Worte, das er nicht so weit zu suchen hat, sondern in dem Grunde seiner Seele findet (Röm.10,8).

Der Mensch, aus Geist, Seele und Leib bestehend, ist ein Auszug aus der ganzen Schöpfung und hat nach seinem dreifachen Prinzip Himmel, Welt und Hölle in sich.

Im Gehirn des Menschen offenbart sich das göttliche Reich. Darin liegt enthalten: Die Kraft des Verstandes, des Gedächtnisses, der Vernunft, welche geeignet ist, Dinge von außen her zu vernehmen und zu beurteilen, und die Einbildungskraft.

Diese Kräfte der Seele sind es, welche, in Verbindung mit dem freien Willen, den Menschen hoch über das Tier erheben, dh. wenn die reine, göttliche Vernunft die Oberherrschaft führen kann.

Außer diesen Seelenkräften liegt in dem Gehirn des wiedergeborenen Menschen noch eine besondere göttliche Kraft, der Äther, ein himmlisches Element, worin sich der göttliche Geist aufhält, der aus dem Zentrum ausgeht. Dieses Zentrum, in welchem das urgeistige Wesen der göttlichen Dreieinigkeit in einem wiedergeborenen Menschen in Einheit ruht, ist das Allerheiligste im Tempel der Seele, das sich in dem Herzbeutel zunächst dem Herzen befindet. Hier ruhet Gott der Vater, der Sohn und der Heilige Geist in höchster Einheit, ohne  Bild und ohne Form.

Aus diesem Zentrum geht, wie gesagt, ein Geist aus, als der eingeborene Sohn vom Vater, oder dem Urwesen, voller Gnade und Wahrheit, bestehend in geistleiblicher Kraft und Wesenheit, der sich im Gehirn, in seinem göttlichen Element, als Oberherrscher über die Kräfte der Seele setzt und sie als seine Untertanen beherrscht.

Der forschende Wille, der sich nach diesem Sensorium, dem Sitze des Lichts, hinwendet, vernimmt da nach Maßgabe seines Verlangens, dasjenige, was er über diesen oder jenen Gegenstand zu wissen wünscht, dh. wenn sein Verlangen nach Gottes Willen eingerichtet ist und der Mensch in gehöriger Fassung steht, die göttlichen Eindrücke ohne Beimischung fremder Geister zu empfangen.

Liegt in einem in der Wiedergeburt stehenden Gläubigen (denn nur von solchen und zu solchen rede ich hier), eine geistige Anlage, göttliche Offenbarungen aus dem Reiche des Lichts zu empfangen, so entwickelt ihm der in diesem Sensorium residierende Geist diejenigen Dinge von Gott, die dem Gläubigen teils zu seinem eigenen Unterricht, teils aber auch zur Erbauung anderer Seelen dienen sollen.

Indessen bleibt bei allem dem, was in dem Sensorium vorgeht, das göttliche Urwesen in dem Mittelpunkt der Seele ungestört, in unbeweglicher Ruhe und Einheit. Ebenso ruhig empfängt auch der aus dem göttlichen Urwesen im Zentrum ausgegangene Geist den sich offenbarenden göttlichen Willen zum Unterricht des Gläubigen.

Dieser Geist, der aus dem göttlichen Urwesen ausgehende Sohn, kann und will nichts tun, als was Er den Vater, oder das Urwesen, mit dem Er ininnigster Verbindung steht, tun sieht.

Das Sensorium im Gehirn des Menschen ist das Heilige, der Ort der Offenbarungen Gottes, wo Gott als das geoffenbarte Wort in dem Sohne, außer der stillen Ewigkeit, sich verklärt; welcher stille, hehre Raum, wie gesagt, beim Herzen seinen Sitz hat.

Es ist aber zu bemerken, daß das Sensorium im Gehirn wegen der so betrüglichen, merkurialisch-flüchtigen Imagination nicht so ganz zuverlässig ist, daß hinsichtlich der Offenbarungen keine Täuschungen in höheren oder niederen Graden vorgehen könnten, besonders da das Haupt des Menschen der Ort ist, wo die Einflüsse der bösen Geister ebensowohl als die der guten mittelst der ausschweifenden Imagination ihr Wesen treiben. Dieses Sensorium kann daher nur alsdann das Heilige genannt werden, wenn der Gläubige und Lichtfähige in einer heiligen und geordneten Fassung steht, und das Gehirn, das in einem feinen Marksaft besteht, nicht durch frühere Ausschweifungen und unordentliche Leidenschaften verdorben worden ist.

Will nun derjenige, den Gott mit einer heiligen Intelligenz begabt hat, Offenbarungen zu empfangen, von welchem Grade sie auch sein mögen, eine feste Versicherung haben, ob dasjenige, was ihm im Sensorium eröffnet wurde, reine Wahrheit und keine Täuschung sei, so ist es ratsam, daß er das ihm Geoffenbarte auf das Zentrum, als vor die höchste Instanz führe, wo Gott in der Einheit ruht.

Dies ist der Ort des Allerheiligsten, wo alle Dinge in der Einheit ruhen, wo die Mannigfaltigkeit des Geschaffenen, in welchem seiner Natur nach jederzeit etwas Unzuverlässiges liegt, nicht stattfindet.

Ist dem Gabenfähigen dieses Allerheiligste eröffnet, welches aber nicht bei jedem der Fall ist, so findet er an diesem Ort den rechten Prüfstein für dasjenige, was er empfangen hat. Hier wird ihm dann durch ganz leise Stimmen in Ja oder Nein, oder durch bloße, aber doch ganz klare Eindrücke im Gemüt zu erkennen gegeben, ob das, was ihm im oberen Sensorium geoffenbart wurde, reine Wahrheit oder ob es gemischt oder gar völlige Täuschung sei.

Aber auch selbst noch in dem Gang vom Sensorium bis dahin, wo das göttliche Wesen in einer wiedergeborenen Seele in Einheit ruht, befindet sich eine Kluft, in welcher sehr mannigfaltige Hindernisse liegen, die selbst dem im Leben des Geistes schon weit geförderten Christen viel zu schaffen machen, ja ihm nicht alle bekannt sind. Denn wenn hier von Wiedergeborenen die Rede ist, so wird damit keineswegs gesagt, dass in solchen die Wiedergeburt schon zur Vollendung gediehen sei, die vielmehr durch das ganze Leben fortschreiten muss und erst in höheren Anstalten vollendet werden kann.

In der Brusthöhle nämlich liegen die Lungenblätter, die durch ihr Ein- und Ausatmen der Luft eine fortwährende windartige Bewegung verursachen, welche nach dem Verhältnis des gesunden oder ungesunden Zustandes der Lunge, oder nach sonstigen leidenschaftlichen Bewegungen und Wirkungen im Menschen, ruhiger oder stürmischer wird. Hier in der Brusthöhle, wo die Lungenblätter liegen, befindet sich nach dem kleinen Maßtabe, die tiefe Luftregion, wie sie in der großen Schöpfung, von welcher der Mensch ein Auszug ist, den ganzen Raum zwischen Himmel und Erde einnimmt. Diese Luftregion im Menschen besteht aber dennoch in einer großen Tiefe (denn die Ausdehnung der menschlichen Seele darf nicht eben nach dem geringen Umfang des Körpers im Verhältnis zu der großen Schöpfung bemessen werden) und es treiben in ihr die Geister von mancherlei Arten und Eigenschaften mit ihrem Fürsten, der in der Luft herrscht, ihr Spiel.

Diese unterschiedlichen Geister werden dann nicht selten bei leidenschaftlichen Bewegungen des Gemüts, oder sonstigen unreinen Gedanken noch durch solche Geister vermehrt, die aus den unteren Eingeweiden, der Tiefe der Erde, wo die Hölle mit ihrem Raume und den mannigfaltigen Behältern des Mittelorts liegt, in den Luftraum aufsteigen.

Aus dieser seelischen Luftregion lassen sich dann nicht selten verschiedenartige Stimmen hören, die mancher Mensch, dem es an richtiger und gediegener Erkenntnis seines inwendigen Seelenlebens, seines Wirkens und Treibens in physischer und geistiger Hinsicht, mangelt, nicht unterscheiden kann, die er deswegen ohne Ausnahme für göttliche, aus dem Zentrum der Liebe Gottes ausgehende Stimmen hält und danach handelt.

Es würde hier einen allzu großen Raum einnehmen, wenn wir alle und jede Schwierigkeiten und Umstände, denen man auf dem Wege des inneren Lebens begegnet, erzählen wollten. Auch liegt dies nicht in unserem gegenwärtigen Zweck; es muss vielmehr einem geistigen Menschen überlassen bleiben, diese kurze Beschreibung durch seine eigenen täglichen Erfahrungen bei sich selbst vollständig zu machen.

Aus allem hier Gesagten geht deutlich hervor, daß eine ruhige Stimmung des Gemüts, in einer tiefen Gelassenheit, der allein richtige Standpunkt sei, auf welchem eine Seele ruhen muss, um von der sich in ihr regenden Sprache eine Gewissheit zu erlangen, ob sie wirklich Gottes Stimme sei oder nicht. Denn nur in der Ruhe und Stille des Gemüts, bei einem Willen, der im Gleichgewicht steht, kann sich die himmlische Sonne der Liebe und Wahrheit als auf einem stillen See mit ihren lichtvollen Strahlen spiegeln. Gott ist ein reines, lauteres Wesen, das nur von einem reinen, bilderlosen Herzen klar erschaut und erkannt werden mag.

Allein alle die oben beschriebenen Hindernisse und Klippen, die selbst demjenigen, der für das Licht und die Sprache Gottes empfänglich ist, solange er im Fleische lebt, im Wege stehen, sind dennoch nicht vermögend, das allmächtige Wort aus Gott in ihm gänzlich aufzuhalten, im Fall dieses Wort in seiner Seele eine tiefe und schon entwickelte Wurzel geschlagen hat. Denn eben dasselbe Wort, das als ein Same aus Gott in seine Seele eingeflossen, ist auch der Durchbrecher aller Bande und aller Hindernisse, die der Feind in verschiedenen Schichten und Lagen wie Berge in dem Kreise seiner Seele auftürmt, um sie dadurch von der Gemeinschaft mit Jesu zu scheiden, damit sie seiner gnadenreichen Einflüsse beraubt werden und seine zarte Hirtenstimme nicht vernehmen solle.

Dieser von der alten Schlange und ihrem Samen erweckte Streit gegen den Lichtsamen im Licht-menschen muss solchen nur noch zur Förderung dienen, um im Leben des Geistes, der Liebe und der Wahrheit fortzuschreiten. Denn durch den Streit mit der alten Schlange und mit den mancherlei Geistern in der Luft sollen solche Seelen zur Übung gelangen, die heiligen geistigen Kriege Davids zu führen, damit sie als wohlbewaffnete und geübte Streiter im höchsten Grade der Versuchungsstunde gewaffnet sind, gegen den mächtigen Goliath und seinen Anhang zu stehen, wenn er mit grässlicher Stimme dem Zeug des Allmächtigen Hohn sprechen und die Hütte Gottes, oder seine wahre Gemeinde, lästern wird.

Aber nicht immer wird der Streit zwischen Licht und Finsternis, zwischen der Schlange und dem Samen des Weibes, wie bis dahin fortdauern in den lichtfähigen Seelen; sondern es wird das Licht aus den Höhen Zions die wahren Streiter Jesu durchdringen und die finsteren  Wolken, die zwischen ihnen und dem Heiligtum stehen, zerteilen.

Diese Erledigung wird nicht allein an ihrem inneren Menschen vorgehen, sondern es wird auch ihr ganzer seelischer Mensch mit seinen fünf Sinnen vom heiligen Licht durchdrungen werden, ja sogar auch ihre Leiber werden durch das Lichtprinzip von den Banden befreit werden, im Fall sie den Prozess des gärenden Zustandes ihrer Leiber, der mit dem schon teilweise angefangenen Prozess der Erde zur Erneuerung gleichen Schritt halten muss, auch aushalten mögen.

Bis auf diese Zeit, da Gott das Licht von der Finsternis scheiden wird, bleibt denen, welche auf das Königreich Jesu und auf die Eröffnung des Tempels der Weisheit harren, die Aufgabe übrig, die Treue in einem ausharrenden Glauben zu beweisen, und die Liebe, die Hoffnung und die Geduld bis ans Ende festzuhalten. Denn nicht allein mit dem großen Goliath, dem Widerchrist, werden die geistigen Märtyrer des lebendigen Wortes aus Gott zu streiten haben; sondern vorerst und hauptsächlich mit dem Schlangensamen, der sich in Pharisäern und Schriftgelehrten aller Arten, in allen Konfessionen, mächtig gegen den Weibessamen in lichtfähigen Seelen erheben wird, welche durch den toten Buchstaben heiliger Schrift den lebendigen Buchstaben, aus des Weibes Samen hervorgehend, werden töten wollen, was teilweise jetzt schon geschieht.

Hier ist Glaube und Geduld der Heiligen notwendig für die, welche das Zeugnis Jesu, das lebendige Wort Gottes, in ihren Herzen tragen. Amen !

  Oalim´s Gesicht