11.  Das göttlich Wahre


         Seine Gegenwart im Buchstaben
         Seine abgestufte Wirksamkeit
         Verbindung zwischen Urgeist der Liebe und Weisheitsgeist;
         Es gibt nur eine wahre Kirche auf Erden
         Gott-Natur
         Gedanken über die Heilige Stadt
         Gebet

 

Seine Gegenwart im Buchstaben

Der Herr durch Swedenborg in der Apokalypsis Relevata (Enthüllte Offenbarung Johannes):

„Das heilig Wahre ist der Herr Jesus Christus Selbst in Seinem Göttlich-Wahren.“

Das Göttlich-Wahre ist also das heilig Wahre des Herrn Jesus Christus. In jedem Gottwort, das wir lesen, ist das heilig Wahre von Jesus Christus enthalten.

„Ich bin gegenwärtig“, sagt der Herr durch Jakob Lorber, „in jedem Buchstaben“. Hieraus ist die Buchstaben-Mystik entstanden. Gott gibt Sich in jedem Buchstaben in ganzer Fülle. Schreibe ich die „Is-Rune“, dann ist darin die ganze Fülle der Gottheit enthalten, also die ganze Schöpfung und auch wir sind darin enthalten. 

Seine abgestufte Wirksamkeit 

Wirksam wird Er für uns aber erst dann, wenn wir vom Geist der Schrift erleuchtet werden.

Wenn ich einen Buchstaben lese, dann kommt in mein Bewusstsein ein Engel des Himmels. Er will eindringen, wenn mein Gemüt offen ist. Diesen Einfluß nehme ich so wahr, dass ich denke, eine Inspiration zu erhalten.

Diese Inspiration kann in mir nur in dem Zustand aufgenommen werden, in dem ich gerade lebe. Wenn ich ein Mittelbereichsbewohner bin, können mir nur Mittelbereichserfahrungen inne werden, auch wenn der Engel sehr hoch steht.

Bin ich ein Bewohner des Paradieses, dann können auch paradiesische Wahrheiten in mich einfließen, aber auch noch Mittelbereichswahrheiten.

Bin ich bereits im Himmel, dann können gar himmlische Inspirationen einfließen.

Es entscheidet also der Lebensgrad, in dem ich mich befinde, darüber, was einfließen kann.

So kommt die Heiligkeit Gottes auf uns zu und entfacht dadurch in uns einen Kampf.  Der Gerechte, der seinen Willen und seine Handlungen auf die Ordnung des göttlichen Gesetzes ausgerichtet hat, erhält seine Informationen aus dem göttlich Guten. Das göttlich Gute kommt aus dem Urichgeist, weil das Urich das göttlich Gute ist.

Kommt etwas aus dem göttlich Wahren, so kommt es aus dem Geburtsgeist. Wir sehen also, wie tiefgreifend die Offenbarungen durch Swedenborg sind. Wer im göttlich Wahren bleibt, kommt  nicht weiter.

Was aus dem Gottwort über dem Geburtsgeist aufsteigt, kann auch schon Heiliger Geist genannt werden, aber nur dann, wenn ich den in mir liegenden Urgeist der Liebe in mir als Gott und Vater akzeptiere. Sonst ist es nur der Geist der Weisheit, der in mir aufsteigt.

Wenn Christen vorgeben, dass sie vom Heiligen Geist beseelt seien, sehen in Jesus aber noch nicht ihren Gott und Vater, so irren sie sich noch. Denn Gott-Vater, Gott-Sohn und Heiliger Geist sind eine Einheit. 

Verbindung zwischen Urgeist der Liebe und Weisheitsgeist; Eingeburt; Kirche Gottes 

Wenn wir jetzt Jesus Christus in unserem Geburtsgeist akzeptieren, dann entsteht eine Verbindung zwischen Geburtsgeist und Urichgeist. Dies kann die Vorstufe zur Eingeburt sein. Die Verschmelzung wird Eingeburt genannt..

Dann sind wir im Geiste nicht mehr dreiteilig. Dann werden wir getauft und der Wachgeburtsgeist, der Geburtsgeist und der Urichgeist verschmelzen.

Diese Verschmelzung kann geschehen, obwohl wir noch im Mittelreich herumschwirren und wir noch viele Sünden haben. Im Zeitpunkt der Taufe werden wir aber in den Himmel erhoben. Unser Geist wird dann hermaphrodit, weil sich dann das Männlich-Geistige mit dem Weiblich-Geistigen zum vollen Menschen verschmolzen hat. Dann ist in uns ein Vollgottmensch geboren, der Sohn genannt wird. Jetzt haben wir aber erst die Sohnschaft im Geiste erreicht. Haben wir diesen Zustand erreicht, dann ist in uns die Kirche Gottes oder das Neue Jerusalem entstanden.

Die Kirche Gottes ist also keine menschliche Einrichtung, sondern ein Wachstum in unserem geistigen Körper. 

Es gibt nur eine wahre Kirche auf Erden

Es gibt nur eine wahre Kirche auf Erden. Es ist die Liebe zum Sohne, dem Vater in Jesus Christus als Gott und Vater.

Nehmen wir nur den äußeren Sinn nach Swedenborg, dann besteht folgende Auslegung: Das Wort heißt heilig, denn es ist das göttlich Wahre und auch das Gesetz. Das Wort ist in der Lade der Stiftshütte oder des Tempels, was auch das Heilige des Heiligen war und das Heiligtum hieß.

Bevor der Tempel von Salomo gebaut wurde, war das Heilige in einem Zelt, später in einer Hütte und erst dann in einem steinernen Tempel. Daher kommt es auch, dass Jerusalem die Heilige Stadt heißt, denn mit Jerusalem wird die Kirche bezeichnet, welche allein im Göttlich-Wahren ist, also im Geburtsgeist, der erleuchtet ist vom göttlichen Wort. So sollten wir Swedenborg lesen. 

Hierzu die Predigt Nr. 18 von Meister Eckehart (EQ 233, ab Zeile 22): „Alle Heiligkeit stammt vom Heiligen Geist".

Im Sinne von Swedenborg dürfen wir „heilig“ dann sagen, wenn der Geburtsgeist vom Neuoffenbarungswort der Neuen-Jerusalems-Lehre durchleuchtet ist. Dann wird es eine heilige Wahrheit. Der Prophet selber wird nicht heilig. „Ich allein bin der Heilige! Außer Mir gibt es keinen Heiligen!“ 

Gott-Natur 

Wenn Eckehart von Natur spricht, dann dürfen wir nicht an der äußeren Natur oder an unseren natürlichen Körper denken. Eckehart versteht darunter die Gott-Natur. Mit anderen Worten: Er versteht die Urseele, wie sie Gott gedacht hat. Sie ist göttliche Natur, die Wesenheit des Göttlichen. Diese Wesenheit überspringt nichts. Sie geht gradweise vor sich. Wir wandern von Grad zu Grad bis zur Gott-Natur. Erst der oberste Grad ist die Einheit mit Gott dem Vater. Sohn und Vater verschmelzen zu einem Körper.

Der verlorene Sohn wird zu einem heimkehrenden Sohn, wenn er über die Stufen der Himmelsleiter emporsteigt. Er wird auf der letzten Sufe mit dem Vater zu einem Körper und zu einem Bewusstsein verschmelzen.

Denken wir an die Luft. Sie wird niemals Feuer, wenn sie sich nicht immer mehr erhitzt. Die Luft, die einen Feuerbrand umhüllt, kann selbst nicht Feuer werden. Wir alle können nicht Gottfeuer werden, weil wir etwas ganz anderes sind. Aber wenn wir immer dünner und immer heißer werden, d.h. wenn wir immer lediger und freier von unseren Bildern und Einbildungen werden, die wir aus dem Gottwort als Vorstellungsbilder haben, dann wird der Geist der Weisheit immer poröser und wird zum Empfang des Liebegeistes immer aufnahmefähiger. Erst dann werden wir zur Flamme und sind ein Feuer.  Genauso ist unsere Wiedergeburt. Dann erfolgt ein herrliches heiliges Erbrennen in Seiner göttlichen Liebe. „Selig sind, die da ihr Leben verlieren um Meinetwillen, denn sie werden es tausendfältig erhalten!“

Etwas in uns ist eine Kraft, es ist die Liebe. Die Liebe hat die Kraft, sich zu Tode lieben zu können. „Selig sind, die da sterben aus Liebe zu Gott!“

Der Heilige Geist nimmt die Seele, läutert sie im Lichte und in der Gnade und zieht sie in das Allerhöchste hinauf. Der Heilige Geist aber muß in unseren Weisheitsgeist erst eingeboren werden. Der Weisheitsgeist muß sein Innerstes voll und ganz für den Empang der Jesu-Liebe, unserem Bräutigan, öffnen. 

Einige Gedanken über die Heilige Stadt 

Der Heilige Geist nimmt die Seele und läutert sie in dem göttlichen Lichte und in der Gnade und zieht sie hinauf in das Allerhöchste. „In der Heiligen Stadt werdet ihr gleich wieder ruhen in Mir und Ich in euch.“ So viel die Seele in Gott ruht, so viel ruht Gott in ihr. Ruht sie nur zu einem Teil in Ihm, so ruht auch Er, Jesus, nur zu einem Teil in der Seele. Ruht die Seele aber ganz und gar in Jesus, so ruht Er auch ganz und gar in ihr.

Es gibt einige Meister, die sagen, dass die gelbe und grüne Farbe im Regenbogen so gleichmäßig ineinander fließen, dass kein Auge sie in der scharfen Sicht trennen oder einen Übergang sehen kann. So gleichmäßig wirkt die Natur. Moses konnte den Austritt von hohen Engeln aus dem Göttlichen sehen. Er wagte sie nicht zu beschreiben, um die Hebräer nicht zum Anbeten der Engel zu verführen.  Unsere Seele ist beim Austritt aus Gott ebenso beschaffen. Dies können wir in einer Eckehart-Predigt nachlesen. 

Gebet 

Wir bitten unseren Gott und Vater, uns für dieses Geschenk zu öffnen. Wenn wir auch noch nicht reif dafür sind, weil unsere Seele schwach ist und es selbst nicht kann. O Du unser Herr und Heiliger Vater, Du unser Meister Jesus Christus, Du hast uns so viel verheißen, was wir kaum verstehen können. Du hast Dich in Deiner Heiligkeit bis in den tiefsten Grund unserer Seele erniedrigt. Hier sind wir, erbarme Dich unser. Wir stehen mit unserer Bewusstheit inmitten eines Chaos, es ist das Chaos unserer Seele. O komm, geliebter Gott, gieße Deinen Geist der Heiligkeit in unseren Geist, in unsere Seele und in unseren Körper. Wir bitten Dich darum, hilf, dass wir uns öffnen können, Öffne die stillen Pforten, die Tore unseres Fleisches, unserer Seele und unseres Geistes. Hilf, dass unser Körper von der Schuld unserer Sünde gereinígt wird. Hilf bei der Läuterung unserer Seele von den niederen Geistern, die uns beschleichen. Erleuchte bitte unseren Geist, damit wir inne werden, wer Du bist, wo Du bist und was Du bist, o Vater. Du hast Dich so erniedrigt, geliebter Gott und scheust Dich nicht vor unseren Sünden. Du kommst in unsere kleine Kammer mit brennender Liebe zu Deiner Braut, o Jesus. Siehe, wir haben unser Öllämpchen bereitgestellt und das Öl der Liebe eingegossen. Wir haben es entflammt mit der letzten Kraft unserer Liebe. O sieh, der Glanz fällt durch das Fenster und leuchtet Dir entgegen. Komme geliebter Bräutigam, Deine Seele wartet auf Dich!

Wir atmen tief ein. Durch den Atemstrom fließt die Luft und darin der Sauerstoff, der sich aus dem Äther gebildet hat. Darin liegt die reine, unverdorbene Seele und in ihr funkelt das goldene Licht des Heiligen Geistes. Jeder Atemzug entflammt unser Herzensfeuer mehr und mehr. O Vater, wir danken Dir. O geliebter Meister, geliebter Jesus, Du unser Bräutigam, Du sprachst einmal durch einen Weisen zu uns: „Mein Fleisch muß in euch lebendig werden, euer Fleisch muß in Meine Liebe verklärt werden!“ Geliebter Vater, wir danken Dir, dass Du uns diese innige Umarmung hier schon auf Erden schenkst. Wir können ahnen, was Du mit uns vorhast, was Du Deiner Seele Großes bereitet hast, die Dich liebt. Wir danken Dir. Mit unserem Dank steigt auch unsere Herzensliebe zu Dir hinauf, geliebter Gott. Du nimmst unser Gebet an und nimmst unsere Seele auf als sei sie etwas von Dir. Du lässt es wieder auf uns herunterströmen. Wie ein Goldregen flutet es aus Deinen Himmeln und regnet wie Feuerzungen des Heiligen Geistes auf uns herunter. Wie Du die Jünger zu Pfingsten mit Deinem Geiste gesegnet hast, so segnest Du uns heute in diesem Augenblick, o Vater. Du tust es, weil wir an Dich glauben, weil wir ganz fest und zuversichtlich an Dich und an Deine Worte glauben und darauf liebend vertrauen. Darum geschieht dieses Wunder der Segnung durch Deinen Heiligen Geist. Es geschieht auch dann, wenn wir es nicht spüren können. Es kommt auf unseren Glauben an. Je mehr wir an Dich glauben, desto mehr schenkst Du uns. Schweigend erwarten wir es, ganz in der Ruhe und Stille. Wir fühlen diesen Hauch. Du unser Vater, der Du in uns wohnst. Durch unser Denken, Wollen und tun an Deinen heiligen Namen schenkst Du uns Deine Liebe und Weisheit, damit durch uns und um uns Dein Wille geschehe. Du schenkst Dich uns Selbst in Deinem lebendigen Fleische, dass das Brot der Himmel ist. Du vergibst uns unsere Sünden und unsere Schuld. Du nimmst sie auf Dich. Du führst uns alle Tage durch die Versuchungen in dieser Welt. Du erlöst uns von all dem Bösen und Falschen. Wir danken Dir, geliebter Gott, unser Herr und Meister. Wir kehren wieder zurück in unser Wachbewusstsein. Amen.