Und wieder sandt' ich suchend meine Seele,

die sehnsuchtsheiße, auf die Wanderschaft,

daß sie nach lautem Tag hinweg sich stehle,

sich löse aus des Körpers Kerkerhaft

und sich dem grenzenlosen All vermähle.

 

Es spann die Nacht des Schlummers weiche Schleier,

darin geborgen ruht, was erdhaft ist,

doch wache Seelen macht der Schlummer freier,

er weitet unsrer Nächte karge Frist

zur zeitentrückten Auferstehungsfeier.

 

Endlosen Zuges sah ich Seelen schweben,

wie Nebel über Abendwiesen zieht,

und Wissen um ihr Wollen, Hoffen, Streben,

um ihr Geheimnis, das der Blick verriet,

und Mitfühl'n ihrer Not ward mir gegeben.

 

Ich sah der Hände rührende Gebärde -

sie brannten Fackeln an am Sehnsuchtsziel,

doch oft begab es sich im Drang der Erde,

daß ihnen ihrer Sehnsucht Licht entfiel,

dann gab's ein wärmend Feuer nur im Herde.

 

Doch jenen, die um einen Herd sich scharen,

ist schon sein kleines Feuer Licht genug,

um seiner Wärme Tröstung zu erfahren;

denn jeglichen trägt seiner Sehnsucht Flug

ein Stückchen weiter auf dem Weg zum Wahren.

 

Da wußte ich: Die Sehnsucht ist die Kette,

an der uns Gott in seinen Himmel hebt.

Es blieb' an seinem Platz, wer sie nicht hätte,

doch andre reißt mit sich, wer weiter strebt

von Ziel zu Ziel zu Gottes heiiger Stätte.