Du bist ein tiefer See, Vergänglichkeit,
und was an deinen Ufern lebt und freit
und sät und erntet, wirft sein zitternd Bild
auf deinen Spiegel und du nimmst es mild
und freundlich auf und läßt's getragen sein
vom Wellenspiel und saugst es dann in deine Tiefe ein -
und gibst geduldig ändern Bildern Raum,
und die am Ufer leben, merken's kaum
und glauben dich, Vergänglichkeit, besiegt,
wenn sich ihr flüchtig Bild auf deinen Wellen wiegt,
geheimnisreicher, wundertiefer See!
Wenn ich des Treibens müd an deinen Ufern steh'.
schau' ich auf dir der Menschen Tun und Lassen
im Bild verzerrt zu sinnlosen Grimassen
und danke dir, daß du, Vergänglichkeit,
mit in die Tiefe nimmst die Eitelkeit
der Welt, und danke dir, o Wind,
denn längst war' schon des Sees Spiegel blind
von Bildern, würde es dir nicht gelingen,
sie auszulöschen mit den weichen Schwingen.
Nur das, was Schatten wirft, fällt dir, Vergänglichkeit,
anheim, doch deine Tiefe birgt die Ewigkeit!
Du löscht nur aus, was auf der Oberfläche haften bleibt,
doch ewig ist der Geist, den es zu deiner Tiefe treibt.