Von: Franz K
Gesendet: Montag, 19. November 2001 16:10
An: Freundeskreis-Lorberliste@yahoogroups.ca
Betreff: Re: [Freundeskreis-Lorberliste] "Niemand kann zwei Herren dienen"
Lieber Volker,
 
Dein Geschriebenes beinhaltet reine Wahrheit und ist in einem guten Zusammenhang geschrieben. Aber sie läßt nach meinem Verständnis nur weiß und schwarz zu. Wir Menschen können auf Anhieb nicht 100% weiß sein. Wir waren 100% schwarz.
Der Herr läßt ein langsameres Werden zum Weiß zu, Er will uns 100% weiß machen, aber Er geht mit uns die vielen Stufen mit, bis wir weiß sind.
Diese Betrachtung hat mir gefehlt. 
 
Den Frieden des Herrn wünscht Dir
Franz

 

----- Original Message -----
From: Volker
To: Freundeskreis-Lorberliste@yahoogroups.com
Sent: Monday, November 19, 2001 10:02 AM
Subject: [Freundeskreis-Lorberliste] "Niemand kann zwei Herren dienen"

 
Liebe Leser!

"Niemand kann zwei Herren dienen" Wir können nicht Christen sein und zugleich Dinge tun, die der Lehre Christi widersprechen. Wir können nicht Licht und Finsternis zugleich sein; sondern nur dem einen oder dem anderen angehören.
Erfolg hat immer nur der, der sich seinem Ideal restlos hingibt, der seine Kräfte nicht teilt, zersplittert und vergeudet, sondern sie völlig auf ein Ziel konzentriert.
Das meint der Herr auch mit den Worten: "Ein jegliches Reich, das mit sich selbst uneins wird, das wird wüst; ein Haus das mit sich selbst uneins wird, kann nicht bestehen."
Wir müssen uns darum entscheiden, ob wir der Materie und unserem Fleische oder dem Reich Gottes dienen wollen.
Dienen wir der Materie und unserem Fleisch, werden wir glücklich sein, solange der Wahn dauert; aber am Ende unserer Bahn stehen wir mit leeren Händen an den Gräbern unserer Hoffnungen.
Dienen wir dem Gott in uns, dann müssen wir es ganz tun, "von ganzem Herzen und von ganzer Seele", dann müssen wir Sorge tragen, dass Gott den ersten Platz in unserem Denken und Leben einnimmt.

Bekennen wir uns zur Lehre Christi, dann müssen wir so denken und handeln, als ob Christus in uns und durch uns lebt und wirkt, was er auch in Wahrheit tut, wenn wir richtig denken und leben.

Darum soll nicht nur unser Tun rein sein, sondern und zuerst unser Denken. Denn nicht nur unrecht Tun, sondern schon falsches gierhaftes Denken führt zu Leid.
Glaube niemand, dass es lediglich auf sein sichtbares Tun ankomme, seine unlauteren Gedanken hingegen zollfrei und seine eigene Angelegenheit seien. Denn Gedanke und Tat sind nicht dem Wesen, sondern nur dem Grade nach verschieden.
Kaum geboren, beginnt der Gedanke bereits auf die Sinne zu wirken, und je mehr aus Denken Trachten wird, desto tiefgreifender und nachhaltiger wird die Wirkung.
Jeder Gedanke hat das Bestreben, sich zu verwirklichen und ein Bestandteil unseres Wesen zu werden.
Aus Gedanken werden bald Neigungen, aus Neigung wird Hang, aus Hang Gewohnheit, Gewohnheiten werden zu Eigenschaften und diese zu Charakterzügen, aus denen wiederum das entsprechende Schicksal erblüht.
So schliesst sich die Kette vom flüchtigen Gedanken bis zum unabänderlichen Schicksalsgeschehen. Eben weil die kleinsten Ursachen oft die grössten Wirkungen auslösen, müssen wir zuerst auf unsere Gedanken achten.
Der alte Satz: "Widerstehe den Anfängen!" erhebt die Beherrschung der Gedanken zum Grundgebot aller Ethik.
Nicht nur der ist ein Dieb, der seinen Nächsten beraubt, sondern schon der, der das Hab und Gut des anderen begehrt.
Die Gedanken sind das Primäre, die ursächliche Tat und Schicksalauslöser. Den Gedanken folgt die Wirkung wie dem Wanderer der Schatten. Wenn wir einen anderen um etwas beneiden, schmälern wir sein und unser eigenes Glück.
Und wenn wir uns giervoll-unreinen Gedanken überlassen, beschmutzen wir den Gegenstand unserer Gier und uns selbst.
Auf die Seelengemeinschaft bezogen: Nicht  erst der vollzogene Ehebruch, das heisst, das Nachgeben gegenüber dem gierenden Ich, schon das Verlangen ist verwerflich, weil leidvoll. Denn jedes Habenwollen verkettet uns seelisch mit dem Objekt unserer Gier, einerlei, worauf diese sich richtet, und diese Bindung wird nur unter Leiden gelöst.
Wenn  nicht das gierende Ich, der äussere Mensch, unser Denken und Handeln bestimmt, sondern unser Selbst, der innere Mensch, wenn wir willigen Herzens der Weisheit der inneren Führung folgen, werden wir nie im Zweifel sein, was wir zu tun und zu lassen haben.
Solange aber unsere Liebe noch Besitzwollen ist, hat sie mit wahrer Liebe nichts gemein.
Wahre Liebe will nicht nehmen und haben, sondern geben und sein.
Wer mit dem Göttlichen eins ist, den verlangt nach nichts mehr; denn alles ist ja dem Wesen nach des Vaters, weil er mit allem eins ist. Er hat alles.
Verlangt nun unser himmlischer Vater Unmögliches, wenn Er das Ideal absoluter Reinheit im Denken und Leben als Ausdruck unserer inneren Lichtheit und Freiheit vor uns hinstellt und fordert, dass wir nur noch nach einem Verlangen haben sollen : nach dem Einssein mit Gott? Nein, es scheint nur unerfüllbar.
 

Herzlichen Gruss
Volker