Von
Datum: 26.02.02
Betreff / Dateiname: Meditation oder Selbstbeschauung
Liebe Freunde,
da in letzter Zeit gelegentlich auf das Meditieren
und seiner Wichtigkeit im Streben nach geistiger Wiedergeburt in E-Mails der
Liste aufmerksam gemacht wurde, habe ich mal versucht mich zu informieren, was
in der NO durch Lorber dazu gesagt wird. Der Begriff Meditation findet keine
Verwendung in der gesamten NO, statt dessen wird im GEJ von der Bedeutung
der Selbstbeschauung berichtet. Auch bei Swedenborg findet z.B. im
zusammenfassenden Werk “Die wahre christliche Religion” der Begriff
Meditation keine Verwendung.
Nach W. Lutz , “Die Grundfragen des Lebens”, Kap.
51, S. 322 (Stichwort “Selbstbeschauung”) steht in einer Fußnote eine
wichtige Mitteilung zur Meditation in ihrem Verhältnis zur Neu-Offenbarung:
“Durch die klare Zielrichtung auf Gott
und seinen Willen und auf die Reinigung unserer Seele unterscheidet sich die hier (im
GEJ) gelehrte geistige Versenkung ganz wesentlich von der indisch-theophischen
Lehre. Die empfiehlt eine völlige Ausschaltung aller Gedanken, um die Seele völlig
aufnahmefähig zu machen für die Einströmungen der geistigen Welt. Auf diese
Weise völlig willenlos hingegeben, wird die nach übermenschlichen
Erkenntnissen und Kräften strebende Seele aber allzu leicht
eine Beute trügerischer Wesen aus dem Geisterreiche. Geht der
Sinn und Wille der Seele dagegen von Anfang an klar und entschieden auf Gott,
den himmlischen Vater und auf nichts als die Erfüllung seines heilvollsten
Liebewillens, dann steht die gutwillige Seele bald unter Gottes Schutz und es
kann sich ihr in dem Maße, als ihr Streben ein lauteres und erstes ist, nichts
Unlauteres nahen und sie in die Irre führen.”
Das heißt doch schlicht und einfach: Wer
für sich die Meditation als wichtiges Werkzeug auf seinem geistigen Weg
einsetzt, kann sehr leicht auf Irr-Wege geraten; vor allem nutzt er dabei nicht
das Angebot, das mit der “Selbstbeschauung” zur Verfügung steht, welche
d a s rechte Mittel im Bemühen
hin zu Gott ist (entsprechend der NO-Mitteilung).
Offenbarungshinweise zur “Selbstbeschauung“ werden im GEJ 01.224 - 226 gegeben. So steht
z.B. in GEJ 01.224: (8): “Denn wahrlich sage Ich euch: Nichts ist dem ganzen
Menschen heilsamer als eine zeitweilige innere Selbstbeschauung! Wer sich und
seine Kräfte erforschen will, der muss sich zu öfteren Malen selbst
erforschen und innerlich beschauen. (10): Es wissen aber einige nicht, wie
sie es mit der inneren Selbstbeschauung anfangen sollen, und fragten Mich darum.
Ich aber sagte: Ruhet und denket im stillen lebendig nach über euer Tun und Lassen, über
den wohlbekannten Willen Gottes, und ob ihr demselben nachgekommen seid zu den
verschiedenen Zeiten eures Lebens, so habt ihr euch innerlich selbst beschaut und
dadurch stets mehr und mehr dem Eindringen des Satans in euch den Weg erschwert.
Denn dieser sucht nichts emsiger, als durch allerlei äußere, nichtssagende
Gaukeleinen den Menschen an seiner inneren Selbstbeschauung zu verhindern. (11):
Denn hat der Mensch einmal durch Übung irgendeine Fertigkeit in der Beschauung
seines Inneren erreicht, so findet er in sich auch nur zu leicht und zu bald,
welche Fallen ihm Satan gelegt hat, und kann dann diese weidlichst zerstören
und zunichte machen und aller künftigen Arglist des Feindes auf das
energischste vorbauen. ...”
Worum es sich
bei der rechten Selbstbeschauung handelt, das spricht der Herr noch deutlicher aus in
GEJ 05.125:
(2): “Ich aber sage zu euch darum: Prüfet euch
sorgfältig, ob nicht noch irgend starke weltliche Vorteilsgedanken euer Herz
beschleichen, ob nicht zeitweiliger Hochmut, eine gewisse, zu überspannte
Sparsamkeit - eine jüngste Schwester des Geizes -, die Ehrsucht, richterlicher
Sinn, Rechthabelust, fleischlicher Wollustsinn und dergleichen mehreres euer
Herz und somit auch eure Seele gefangen halten! Solange das bei dem einen oder
dem andern der Fall ist, wird er zu der Verheißung, das heißt zu ihrer vollen
Erfüllung an ihm, nicht gelangen.”
Die Selbstbeschauung (GEJ 01.224) und die Selbstprüfung
(GEJ 05.125) gehören zusammen und sind weit entfernt vom dem, was man unter
Meditation - einer religiösen Praxis des Ostens (indisch-theosophisch) -
versteht und übt.
So darf man sicherlich zusammenfassend sagen:
a) Meditation
ist passives Verharren und Sich-Öffnen für Einströmungen aus geistigen
Sphären (gewissermaßen ein Sich-Ausliefern oder passives Hingeben).
b) Selbstbeschauung
ist bewusste Denk-Tätigkeit zur Aufdeckung eigener Schwachstellen
und gestützt auf die Kenntnis unserer christlichen Lehre (ein aktives
Selbst-prüfen).
Die für Christen empfohlene Methode ist die
Selbstbeschauung, nicht die Meditation. Wenn das so richtig ist, dann können
Erfahrungen wie z.B. in einer E-Mail mitgeteilt “.... Schwingungen empfinde
ich in der Meditation am tiefsten” für den Meditierenden recht problematisch
sein oder werden.
Mich würde interessieren wie andere das sehen und
eine Aussprache darüber wäre sicherlich hilfreich.
Einen herzlichen Gruß
________________________________________________________________________
Von Dieter
Am 28.2.2002
Zunächst ein paar Begriffsbestimmungen:
Microsoft
Encarta 99: Meditation
1) Tiefes geistiges Versenken. Ruhiges intensives Nachdenken
2) Versenkung
Meditieren
1) Nachsinnen, tief nachdenken,
2)
Sich versenken
Der Brockhaus in einem Band 7. Auflage 1996:
Meditation, die sinnende Betrachtung, Versenkung,
geistig-geistliche Sammlung
Die indische Theosophie verwendet das Wort Meditation nicht. Sie greift auf die klassischen indischen Bezeichnungen aus dem Yoga Standartwerk von Patanjali (vor Chr.) zurück. Dort findet man das Wort Meditation erst recht nicht. Die drei letzten Stufen und Begriffe möchte ich erläutern. Die Yoga Begriffe lauten:
Dharana = Konzentration
Dhyana = Meditation
Samadhi = unio
mystica
Vivekananda
interpretiert Patanjali in Raja-Yoga, Kap. 6 u. 7
Aus letzterem folgende Zusammenfassung:
Jeder, der schon einen Meditationsversuch gemacht hat, weiß, dass sich die Gedanken dabei benehmen wie ein Bienenschwarm. Konzentration ist das Bemühen sich auf einen bestimmten Inhalt (z. B. Jesus oder „das weiße Licht des Geistes“[GS.02_044,15]) zu konzentrieren. Das gelingt zu Beginn nur eine kleine Zeit lang.
Nur durch ausdauerndes Üben gelingt es die Konzentration ohne abzuschweifen für längere Zeit auf einem bestimmten Inhalt zu belassen. Das ist Dhyana oder Meditation.
Gerade nach dem Yoga ist Meditation
ihrem Wesen nach nichts anderes als eine anhaltende, gesteigerte Konzentration. (und
entspricht damit HiG 3 und GS. Eine Trennung von Meditation und Konzentration
macht keinerlei Sinn.)
(„Meditation ist passives Verharren und Sich-Öffnen für Einströmungen aus geistigen Sphären (gewissermaßen ein Sich-Ausliefern oder passives Hingeben)“. GerdFreds Definition ist seine persönliche Einstellung und ist dem Yoga-Begriff von Meditation entgegengesetzt.)
Die weitere Stufe, die im Yoga mit Samadhi bezeichnet wird,
beinhaltet die Vereinigung mit dem Inhalt der Konzentration. Der in unserem
Kulturkreis dafür übliche Begriff lautet „unio mystica“.
Weil das nun so aussieht, als ob Yoga und christliche Mystik dasselbe wären möchte ich im Folgenden den Unterschied an Hand der NO erläutern:
[HGt.03_056,15] „Und darum hat Gott ja das menschliche Herz gemacht zur Wohnstätte für Sich, damit da niemand außer oder ohne Gott leben sollte.
[HGt.03_057,14] Gerade also aber wirkt auch nur ein Geist
Gottes in eines jeden Menschen Herzen; darum ist aber dann der im Menschen
wirkende Geist Gottes nicht etwa irgendein zweiter Gott, sondern nur ein Geist
mit dem unendlichen Geiste Gottes, wie die Sonnen alle, welche da aus den Augen
der Menschen wiederstrahlen, vollkommen eins sind mit der Hauptsonne, aus der
sie ausgehen.“
[RB.02_278,04] „Mein Reich ist daher in eines jeden Menschen kleines Herz gelegt. Wer da hineinkommen will, muß also in sein eigenes Herz eingehen und sich da ein Plätzchen der Ruhe gründen, die da heißt Demut, Liebe und Zufriedenheit. Ist er damit in der Ordnung, ist auch sein Glück für ewig gemacht. Er wird dann bald sehr viel mehr finden, als er je erwartet hatte. Denn ein kleines Häuschen ist gewiß leichter mit allem Nötigen einzurichten als ein großer Palast, der noch immer leer aussieht, wenn sich auch schon tausende Einrichtungsstücke darin befinden.
[RB.02_278,06] So sollt ihr euch Meine Himmel auch nicht
irgendwo als recht weit entfernt vorstellen, sondern ganz nahe. Der ganze Weg
beträgt höchstens drei Spannen Maß: die Entfernung vom Kopf bis ins Zentrum
des Herzens! Habt ihr diese kleine Strecke zurückgelegt, so seid ihr auch schon
drinnen. Denkt ja nicht, daß wir etwa eine Auffahrt über alle Sterne hinauf
und hinaus machen werden, sondern eine Niederfahrt nur in unser Herz. Da werden
wir unsere Himmel und das wahre, ewige Leben finden!“
Dieser Gottesfunke in unseren Herzen wird bei Lorber auch
„atma“ genannt und bis hierher sind sich Yoga und NO auch vom Weg her außerordentlich
ähnlich.
Nun der entscheidende Unterschied:
[HGt.02_072,17] „Dieses Herz aber sah aus wie eine Sonne, und deren Licht war stärker denn das Licht der Tagessonne tausendfach genommen.
[HGt.02_072,18] Als ich aber dieses Sonnenherz stets mehr und mehr betrachtete, da entdeckte ich auf einmal in der Mitte dieses Sonnenherzens ein kleines, Dir, o heiliger Vater, vollkommen ähnliches, lebendiges Abbild...“
Der Gottesfunke besteht einmal aus einem unpersönlichen
Aspekt gleich einer Sonne und dahinter noch aus dem persönlichen, Jesus ähnlichen,
Abbild, also Jesus in unserem Herzen.
Während sich der Übende auf dem Yoga-Weg mit dem unpersönlichen Aspekt des Gottesfunkens vereinigen kann, kann er ohne die Erlösertat von Jesus anzuerkennen und anzunehmen, den Gottesfunken nicht zum Wachsen bringen und sich nicht mit dem persönlichen Aspekt desselben vereinigen, da dieser ja aus Jesus als dem persönlichen Zentrum der Gottheit ausgeht.
Er bleibt daher bei der Wiedergeburt der Seele stehen. Die
vorchristlichen Wege zu Gott sind jedoch nicht falsch, es fehlt ihnen jedoch die
Krönung, das Wissen und Annehmen der Erlösung durch das verkörperte
Gotteszentrum.
Der christliche Mystiker, sofern er die geistige Wiedergeburt anstrebt und erreicht, ist in der Lage sich mit seinem persönlichen Aspekt des Gottesfunken, der ja das Jesu ähnliche Abbild darstellt, zu vereinigen und Zugang zum reinen Liebehimmel zu erhalten.
Diesen Weg hat uns Jesus gebahnt, aber gleichzeitig gesagt:
[GEJ.04_110,11] „Und Ich sage es euch allen ausdrücklich, daß ihr alle
danach aus allen euren Kräften trachten müsset,
ebenso vollkommen zu werden, als wie vollkommen da der Vater im Himmel ist! Wer
nicht so vollkommen wird, der kommt nicht zum Sohne des Vaters.“
Das Annehmen der Erlösertat Jesu ist nur die eine Hälfte,
die andere ist das, was wir dazu beitragen müssen, nämlich den Weg zur
geistigen Wiedergeburt zu gehen, bei dem Er uns unter die Arme greift, jedoch
nur wenn wir das unsere dazu tun, was Jesus uns durch die NO vermittelt und was
im Kirchen- und Bibelchristentum verloren gegangen ist, nämlich den Weg zur
geistigen Wiedergeburt auch umsetzen.
Dazu dienen keine künstlichen Gräben zu vorchristlichen Wegen, sondern das Richtige daran anerkennen und ihnen zur Krönung, zu Jesus, verhelfen, was durch ein Abqualifizieren von Meditation und abwertende Definitionen nicht erleichtert, sondern erschwert wird. Deswegen möchte ich mich daran nicht beteiligen und das Wort Meditation auch weiterhin verwenden, da ich diesen Begriff inhaltlich in der Neuoffenbarung enthalten sehe.
Zum inneren Weg gehört die Komponente einer kritischen Sichselbstbeschauung im Sinne [GEJ.01_224,10] selbstverständlich hinzu.