7.1.
Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 8 :
03] Seht, dieser Jesus aus Nazareth, aber geboren zu Bethlehem nach eurer Rechnung im 4151. Jahre nach der Entstehung Adams, und zwar im Monat Januar am siebenten Tage in der Mitternacht, ist der äußeren Geburt nach sicher so gut ein Jude, wie ihr es seid!
Die Christenheit feiert alle Jahre
Weihnachten als ein Fest der Menschgeburt Gottes. Es wird von allen Christen als
der historische Augenblick betrachtet, in dem der Messias auf Erden Mensch
wurde. Diese historische Menschwerdung Gottes ist für die gesamte Menschheit
sehr bedeutungsvoll. Sie ist eigentlich eine dreifache Menschwerdung, sie
geschieht fortwährend.
Gott Selbst erfasste Sich in Seiner Liebe
und in Seinem Lichte in Seiner Gottheit . In dieser Liebe war Er blind wie ein
Embryo, heißt es in der Haushaltung Gottes. Alles drängte sich zu dieser Liebe
hin, sodaß es heißer und heißer wurde und daraus entstand das „Es werde“.
Diese einfachen Worte werden so oft
überlesen. Doch in diesen Worten liegt unser eigenes Schicksal. Hierin liegt
unsere Urwerdung und zugleich unser Urheimgang in Gott. Dieser Urheimgang wurde
aber allein durch die zweite Menschwerdung Gottes über den historischen Christus
ermöglicht.
Die erste Menschwerdung Gottes geschah in
Adam. In uns Menschen ging seit Adam etwas vor sich. Seit dem Fall Adams wurde
die Menschwerdung Gottes auf einen Funken reduziert. Die göttliche Energie, die
in uns Menschen seit Adam eingepflanzt worden war, fiel in einen gewissen
Dornröschenschlaf. Der göttliche Geist wurde durch das Fehlverhalten der
Menschheit eingeschläfert.
Dieser Gottgeist wirkt und waltet in allen
Menschen gleichermaßen. Durch das Fehlverhalten wurde der Gottgeist von
Generation zu Generation aber derart eingeschläfert, dass die Menschheit ohne
einen neuen Impuls von der Gottheit zugrunde gegangen wäre. Sie wäre siech
geworden wie ein dürrer Zweig.
Was geschah denn vor 2000 Jahren?
Christus brachte vor 2000 Jahren einen neuen
Geist. „Sehet, Ich bringe einen neuen Geist“, sagte Er. Dieser neue Geist ist
der Heilige Geist. Er ist ein Gottwesensausfluß, verdichtet in der inneren
Jesu-Art des göttlichen Herzens. Aus dem Gottherzen sank sie wie ein Strahl auf
die Erde hernieder.
Die Jungfrau Maria war das erste Medium, das
von diesem Gottesstrahl getroffen worden ist. Sie war erst 14 Jahre alt, als ihr
dies verkündet worden ist, lesen wir in der „Jugend Jesu“. Dieses Einstrahlen in
das Herz von Maria und in ihren Körper bewirkte, dass die Gottheit im
stofflichen Körper Mensch werden konnte.
Dies war aber kein einmaliger Fall oder ein
Ausnahmefall, sondern dieses Werden kann immerfort geschehen. Alle Menschen sind
von diesem Augenblick an berufen, sich diesem Wachstum wie Maria hinzugeben.
Angelus Silesius hat dies mit einfachen
Worten in seinem „Cherubinischen Wandersmann“ formuliert: „Und wäre Christus
tausendmal in Bethlehem geboren und nicht in dir, so bleibst du ewiglich
verloren!“
Dieses Vermächtnis der göttlichen Liebe,
Seine Eingeburt im menschlichen Herzen, hat eine Revolution in der Menschheit
hervorgerufen. Dies gab es bis dahin noch nicht auf Erden. Es geschah erstmalig,
dass Sich die Gottheit des menschlichen Individuums so erbarmt hat.
Dies künden uns so die Bibel und
übereinstimmend die vier Großseher Meister Eckehart, Jakob Böhme, Emanuel
Swedenborg und Jakob Lorber. Alle künden von dieser Eingeburt Gottes.
Wir aber zweifeln und fragen, wie sie sich
in uns bemerkbar macht.
Hierzu sagt uns der Herr: „Sehet, ihr
Menschen bestehet aus einer Dreiheit wie die Gottheit. Wir bestehen aus unserem
irdischen Körper, aus unserer substanziellen Seele und unserem göttlichen
Geistfunken. Jede Religion nennt dies anders. Sie meinen aber alle dasselbe. Es
muß aber bemerkt werden, dass der alte Geist eingeschlafen und durch den neuen
Geist aus Christus belebt worden ist. „Siehe, Ich komme wieder und werde aus
Jesse Stamm in euch einen neuen Reis einpflanzen!“ Diese Reiseinpflanzung ist
die Einpflanzung eines neuen Geistes. Dies bedeutet nicht, dass der alte Geist
nichts mehr beinhaltet. Aufgrund seines Einschlafens befand er sich nur in einem
Zustand, aus dem heraus er für die Seele nicht mehr wirksam war. Es musste von
Gott eine Hilfe geschaffen werden und diese Hilfe ist der Eingeburtsgeist aus
Gott.
Der Christenheit ist dies intuitiv bewusst.
Sie gedenkt der Stillen Nacht mit der Christgeburt. Selbst das Weihnachtslied
aus Österreich „Stille Nacht, Heilige Nacht...“ hat die ganze Welt erobert und
gibt uns ein Zeugnis von der Christgeburt. In allen Sprachen wird dieses Lied
zur Weihnachtszeit gesungen.
Diese Geburt Gottes ist für uns überaus
wichtig. In uns wird durch sie zweierlei bewirkt :
Wir können jetzt in einem irdischen Leben
in gerechter Nachfolge Christi aus der Reinkarnationskette herausgelöst werden.
In einem irdischen Leben können wir
vollendet werden.
Dies war vor Christus nicht möglich. Selbst
Urerzengel mussten sich immer wieder inkarnieren. Der Urerzengel Michael mit
seinen drei Inkarnationen ist ein klassisches Beispiel. Wichtig ist, dass wir
erkennen können, dass Gott immer wieder versucht hat, mit Seiner Göttlichkeit in
uns lebendig zu werden.
Wie können wir die Christgeburt empfangen ?
Denken wir an das Märchen „Dornröschen“.
Es ist Jesus, der unseren schlafenden Gottgeist wie der Prinz im Märchen
wachküssen möchte. Dieser göttliche Kuß
an den Mund des Geistes wird in der Geheimsprache der Kabbala der
mystische Kuß genannt. Dies ist die Vermählung der göttlichen Braut mit dem
Bräutigam.
Wie wird uns dieser Kuß zuteil ?
Der Herr sagt, dass Er uns dafür
Hilfsmittel reicht. Hilfsmittel sind das äußere göttliche Wort, es sind die
äußeren Lehren durch erleuchtete Seher und Propheten. Sie wirken wie ein Wecker.
Im Ei wird der Lebenskeim durch die Brutwärme der Henne geweckt. Die Brutwärme
muß von
außen in die Schale bis zum Keim im Dotter vordringen. Diese Wärme der
Hennenmutter ist unsere Liebe zu Jesus Christus, dem Mensch gewordenen Gott und
Vater. Wenn sie fehlt, kann der Keim nicht erweckt werden.
Unser Geistkeimling ist dreifach umhüllt:
durch unseren irdischen Körper, durch die Seele und durch unseren geschaffenen
Geist. Im geschaffenen Geist liegt erst der Lebenskeim der puren Göttlichkeit.
Es ist das Christusbewusstsein oder das Gottbewusstsein. Die äußere Brutwärme
ist ein äußeres Gottwort, das wir in Liebe annehmen. Über das äußere Gottwort
sagt uns der Herr: „Sehet, wenn ihr Mein Wort leset und in eurem Kopfverstand
aufnehmet, so hat es keinen höheren Wert als das leere Geplärr eines Esels, das
jeder vernehmen kann.“ Unser Kopfverstand wird also sofort in den Winkel
verwiesen. Er ist untüchtig, den Gottkeim zu erwecken.
Weckkräftig ist, so spricht der Herr im 1.
GEJ 140 weiter: „Sehet, ihr müsset Mein Wort in euer Herz aufnehmen, damit es
dort lebendig wird. Es muß Fleisch von Meinem Fleisch werden, Blut von Meinem
Blute. Ich muß Mich in euch verwirklichen. Es muß in eurem alten Menschen ein
neuer Mensch werden. Dieser neue Mensch ist Meine Wesenheit, Mein lebendiges
Fleisch und Blut in euch!“
In den Absätzen 11 bis 13 spricht Er weiter:
(11) Nur
wenn das Wort ins Herz dringt, da wird es lebendig, bemächtigt sich dort des
Willens, der der Schwerpunkt der Liebe ist, und treibt daraus den ganzen
Menschen zur Tat an.
(12) Durch
solches Tun wird dann im alten Menschen ein neuer Mensch, und Mein Wort wird
dann ein wahrhaftiges neues Fleisch und Blut.
(13) Und
dieser Neumensch in euch erst wird es euch laut kundtun, dass Meine Worte
wahrhaft Gottes Worte sind, die heute und alle Zeiten der Zeiten dieselbe Macht,
Kraft und Wirkung haben wie vor Ewigkeiten: denn alles, was ihr sehet, fühlet,
riechet, schmecket und vernehmet, ist im Grunde des Grundes nichts als das Wort
Gottes. Er setzt euch in neue Bahnen des Lebens.
Diese Worte sind abgrundtief. Sie zeigen uns klar, dass der Mensch ein innerer
und ein äußerer Mensch ist. Der äußere Mensch ist nicht fähig, diese
Gottbrutwärme in sich aufzunehmen. Der äußere Mensch kann nur ein
Gottwort-Weiterleiter zur Zentralstelle sein. Die Zentralstelle liegt in uns.
Sie liegt zuerst im Sonnengeflecht der Magengrube. Dort laufen alle Nervenbündel
zusammen. Über ein feines Gangliensystem wird das Sonnengeflecht mit dem Herzen
verbunden. Dort befinden sich zwei Bläschen. In diesen Bläschen befinden sich
zwei Prinzipien des göttlichen Geistes. Es ist der verneinende Geist aus der
Hierarchie Satanas, den wir Geburtsgeist nennen. Das andere Prinzip ist der
ungeschaffene Geist im bejahenden Lebensnerv-Bläschen, das die Medizin den
Sinusknoten nennt. Das andere Bläschen wird in der Medizin der
Aschoff-Tawara-Knoten genannt. Im Sinus-Knoten befindet sich das Fünklein des
göttlichen Jesu-Iches aus dem Herzen Gottes. Dieses Fünklein kann nur aufgeweckt
und aus der Umhüllung herausgelockt werden, wenn es von außen über den
Kopfverstand durch die Glaubensbejahung und seinem Wollen Christus angenommen
hat. Wenn ich Christus anerkenne und glaube, dass Er die Menschwerdung Gottes
ist, es befürworte, dann geschieht in unserem Unterbewusstsein eine Revolution,
denn dann übernimmt unser Unterbewusstsein den Glauben unseres Kopfverstandes.
Dasselbe geschieht beim Buddhismus oder
Hinduismus. Wer Rama Krishna verehrt, für den wird dieser Geist sein Führer. Wer
den Lama verehrt, für den wird Lama sein Gott. So ist es in allen Religionen.
Aber etwas fehlt in diesen Religionen. Der Christusgeist kann wirklich nur in
einem Christen erweckt werden, weil es ein ganz neuer Geist ist. Als Keim ist er
aber in allen Menschen vorhanden. Als positives Bläschen ist er in allen
Menschen der Lebensgeber. Er kann aber nur dort wachsen, wo die Liebe zu dem
persönlichen Mensch gewordenen Gott vorhanden ist. Der einzige Geist aller
Geister, der uns in einem Leben hilft, das Inkarnationsrad zu verlassen und in
einem Leben zumindest die Vollendung zu beginnen, ist der neue Geist. Sonst
reicht ein irdisches Leben nicht aus, unseren Sündenballast des Leibes und der
Seele in eine göttliche Reinart zu verwandeln. Dies sagen nicht nur die Inder,
sondern auch die neuen Psychologen, die sich in einer östlichen Lehrmeinung
geprägt haben. Nur Christus Selbst hat es ermöglicht, die Vollendung in einem
Leben zu erreichen.
Wieso ist dies bei Christus möglich ?
Kann ein sündiger Christ allein durch die
Annahme des Glaubens gereinigt werden ?
Schon in der Heiligen Schrift steht: „Um des
Wortes willen, das Ich zu euch spreche, seid ihr rein !“ Diese Worte haben viele
zu sagen bewogen: „Wenn ich glaube, ist bereits alles in Ordnung ! Dann muß ich
keine Werke mehr tun, denn mein Glaube vollendet alles in mir !“ Dies ist jedoch
ein großer Irrtum. Unser alleiniger Glaube nutzt nichts. Jesus sagte stets:
„Drum seid Täter des Wortes !“
Wenn wir Christus bejahen und anerkennen,
dass Er Gott ist, dann wird in uns ein neues Bewusstsein geweckt. Es muß nun
nach außen in Aktion treten. Der äußere Mensch muß sich nun mühen, bei dem
inneren Geburtsakt des neuen Geistes in Liebe mitzuwirken. Erfolgt dies nicht,
so bleibt der göttliche Christusgeist trotz der Glaubensannahme im
Dornröschenschlaf. Es ist also wichtig, diesen Geist durch unseren Glauben,
durch unsere Liebe und durch unsere Tätigkeit zu beleben. Sonst gleicht unser
Glaube einem siedenden Wasser, das wieder abkühlt, wenn das Feuer erlischt. Das
Feuer muß also durch unseren Willensakt ständig geschürt werden.
Dies geschieht auch in anderen
Religionen. Der Herr schaut nicht darauf, welche Religion wir haben. Im
Lorber-Werk „Bischof Martin“ gibt es eine Begebenheit mit der Chanchah. Sie
verehrte Lama und kannte Jesus nicht. Sie war aber in ihrer großen Liebe
Christus in Seiner reinsten Liebesauffassung sehr nahe gekommen, obwohl sie für
Ihn noch einen anderen Namen hatte. Wir wissen, dass sie selig wurde, denn Jesus
gab Sich ihr als der alleinige Gott zu erkennen. Es kommt also nicht auf den
Namen an, sondern darauf,
ob wir der Liebewesenheit Christi nahe kommen. Würden dies alle
Menschen erkennen, gäbe es nur eine Religion.
Es gibt verschiedene Wege in das Zentrum. Es
ist aber nicht gut, von einem Weg zum anderen zu springen. Dieses Springen
verwirrt uns. Auch das viele Lesen hilft nicht, sagt der Herr. Wichtig ist unser
Gebetsleben, die eigene Meditation, die eigene Versenkung in das göttliche
Bewusstsein in uns. Diese Bewusstseinserweckung müssen wir üben.
Greifen wir in die göttliche Lehre hinein
und nehmen daraus ein Kapitel, das das Geschehen in der Weihnachtszeit
beinhaltet. Übertragen wir diese Ereignisse in die Entsprechungslehre, sodaß sie
für uns zu einer praktischen Lehranweisung wird, wie wir in uns das göttliche
Bewusstsein verwirklichen können. Wir müssen es bereits im irdischen Leben
verwirklichen, weil es im Jenseits viel schwerer zu erlangen ist. Auch drüben
leben wir in einer eigenen Welt. Auch im Jenseits sind wir irgendwie isoliert.
Hier können wir zwar geschwisterlich miteinander verkehren, doch jeder muß sein
Leid oder eine Krankheit selbst tragen. Wenn wir ein Leid oder eine Krankheit
fühlen, dann erleben wir, wie allein wir sind. Die Krankenbesuche nützen uns nur
zum schwachen Trost. Mit unserer Krankheit bleiben wir allein. Diese
Isoliertheit bleibt im Jenseits bestehen, auch wenn dort viele Gäste zu uns
kommen, je nach dem, in welcher Liebesauffassung wir uns befinden. Aber diese
Isoliertheit muß nicht sein. Mit der Erweckung des Gottesbewusstseins sind wir
plötzlich nicht mehr allein. Wir haben die Allmacht Gottes in uns erweckt. Wir
fühlen Seine Gegenwart und Seine Liebe. Dies ist kein Wahn, sondern ein echtes
Erleben. Wir wissen, dass sich dann aus unseren kleinsten Liebesimpulsen, aus
unserer Sehnsucht aufgrund der göttlichen Gegenwart jeder Wunsch realisiert.
Dann erleben wir, dass unser Leben ein glückliches Leben ist. Wir sind nicht
mehr vereinsamt. Alles, was auf uns zukommt, ist ein Hosianna-Singen an die
Gottheiligkeit. Dieses Erleben müssen wir aber erüben. Es kann nur allmählich
entwickelt werden. Wir müssen es trainieren, täglich, stündlich, in jedem
Augenblick.
Lesen wir hierzu die Weihnachtsgeschichte.
In ihr können wir uns selbst finden. Wir können entdecken, dass wir eigentlich
mitten drinnen stehen:
Es war eine Wintersnacht. Ein
Ochsenkarren rumpelte über einen nächtlichen Weg von Nord nach Süd. Fünf junge
Männer begleiteten ihn. Vor dem Ochsenkarren ging ein Greis von 70 Jahren. Er
führte eine Eselin. Auf ihrem Rücken saß eine Jungfrau von 14 Jahren. Sie zogen
vom nördlichen Galiläa durch Samaria hin nach Judäa, um die Stadt Bethlehem zu
erreichen. Es war keine Vergnügungsreise. Sie mussten dort wegen der
angeordneten Volkszählung erscheinen, denn Josef und Maria waren Abstämmlinge
Davids. Ca. 120 km
mussten durch eine Wildnis
und Einsamkeit bewältigt werden. Es mussten deswegen viele
Lebensmittel mitgenommen werden. Mit Sack und Pack wurde die Reise angetreten.
Maria war hochschwanger. Die Geburt stand
bevor. Das Gebot des Augustus stand gegen die religiöse Auffassung des Josef.
Nach dem Gesetz der Juden durften sie sich nicht zählen und schätzen lassen. Ein
Freund riet ihm zu gehen. Gott habe es zugelassen, dass die Römer ihre
Adlerflügel über die Juden ausbreiteten. Josef schickte sich in die Vorsehung
Gottes. Er hatte fünf Söhne aus erster Ehe: Joel, Josef, Samuel, Simeon und
Jakob, der Jüngste. Dies alles können wir im 13. Kapitel des Lorber-Werkes
„Jugend Jesu“ nachlesen.
Josef
sagte zu Joel: „Du zäume die Eselin, gib einen Sitz mit einer Lehne
für die Maria darauf. Du, Josef, spanne den Ochsen vor den Karren, Simeon,
Samuel und Jakob, ihr bestücket den Wagen mit Lebensmittel für 14 Tage. Legt
weiße Linnen dazu und Windeln!“
Für alles hatte Josef Anordnungen gegeben. Nun war unser Zug
unterwegs.
Sechs Stunden vor Bethlehem sah Josef,
dass Maria weinte. Josef war erregt. Er dachte: „Um Gottes Willen, ist die Zeit
der Niederkunft schon da ?“ Er blickte noch einmal zu Maria und sah zu seiner
Freude, dass sie lachte. „Warum weinst du einmal und wieso lachst du jetzt “,
fragte er. Maria antwortete: “Ich sehe zwei Völker vor mir, das eine Volk weint,
da weine ich notgedrungen mit. Das andere Volk lacht, da lache ich mit.“
Josef beruhigte sich daraufhin. Er wusste, dass Maria viele Schauungen
und Visionen hatte. Nach kurzer Zeit sprach aber Maria: „Ich kann nicht weiter
!“ Josef sagte entsetzt: „Du siehst doch, hier gibt es noch keine Herberge! Wo
sollen wir hingehen ?“
Maria sagte nur still: „Siehe, dort ist ein Berg, in diesem Berg ist
eine Grotte. Dorthin laß uns ziehen.“ Josef lenkte den Esel dorthin und die
Söhne folgten mit dem Fuhrwerk. Sie erreichten eine Grotte und fanden, dass sie
zu einem Notstall eingerichtet war. Es lagen dort Heu und Stroh und es stand
darin eine Krippe. Josef bereitete auf dem Stroh mit den Linnen ein Lager für
die Maria und sie fand darauf Erleichterung. Er ordnete dann an: „Joel und
Josef, ihr steht der Maria bei, ich eile zu einer Wehmutter ! Ihr anderen
versorgt den Karren mit den Lebensmitteln !“ Dann trat er aus der Höhle.
Dieses Heraustreten war ein geschichtliches
Ereignis von größter Wunderkraft. Josef selbst schilderte später diese
Begebenheit mit folgenden Worten : „Sehet, als ich aus der Höhle trat, da war es
mir als ging ich nicht mehr. Der Mond ging gerade auf, doch verließ er nicht den
Horizont. Die Sterne bewegten sich nicht. Sie waren wie erstarrt. Die Vögel auf
den Ästen bewegten sich auch nicht. Sie blickten zur Höhle hin. Die Hirten auf
den Feldern und die Schafe auf den Weiden waren wie erstarrt. Ein Hirte, der
seinen Stock hob, um die Schafe anzutreiben, erstarrte in dieser Bewegung. Ein
Wasserfall, der vom Felsen herunterstürzte, erstarrte ebenso. Alles war regungs-
und bewegungslos. Es war eine Stille in der Natur!“
Dieses Ereignis finden wir auch in einem
Volksmärchen der Gebrüder Grimm. Es heißt „Dornröschen“.
Alles im Schloß erstarrte, als Dornröschen in den Schlaf fiel. Der
Küchenchef wollte gerade dem Lehrling eine Maulschelle verpassen, doch er
erstarrte in dieser Bewegung.
Der göttliche Geist ist in uns in einen
Schlaf gefallen, erinnern wir uns an die einleitenden Worte. Dies ist der
gleiche Schlaf, der sich in uns ereignet hat. Es ist der Dornröschenschlaf des
geschaffenen Geistes in unserem Seelengrunde.
Wer kann ihn wecken?
Genau wie im Märchen muß der Prinz kommen., der die Dornenhecke durchbricht. Es
ist die Dornenhecke unseres Fleisches und unserer Seele. Der Prinz drang ein, um
das schlafende Dornröschen wachzuküssen. Das Gleiche geschieht unserem
Gottgeist, wenn ihm der mystische Kuß am Tage unserer Eingeburt zuteil wird. Der
Tag der Eingeburt ist das große Fest, an dem uns Gott den göttlichen Geist aus
dem Urich, der als ungeschaffener Geist in uns ruht, aus dem Schlaf weckt.
Diese Eingeburt konnten nachweislich
Karl-Gottfried von Leitner, Anselm Hüttenbrenner und viele andere erleben, wie
wir dies in den Himmelsgaben nachlesen können. Dies hat sich wirklich ereignet,
es ist keine Fabel.
Auch die Apostel erlebten nach der
Himmelfahrt das große Pfingstwunder, das Wunder der Eingeburt, das aber bei
ihnen zugleich bis zum vollen Einströmen des Heiligen Geistes anwuchs.
Diese Eingeburt können auch wir erleben, wie
Dornröschen, wie Josef, als er die Höhle verließ und die Natur völlig stille
wurde. Er konnte dann wieder gehen. Es kam ihm bereits die Wehmutter entgegen,
die er suchen wollte. Sie hatte eine Vision gehabt und genau gesehen, was ihr
jetzt Josef schilderte. Ihre Vision wurde durch die Wirklichkeit bestätigt.
Beide gingen sie zur Grotte. Doch die Grotte war von einer Wolke umhüllt. Ein
strahlendes Licht brach durch die Wolke so heftig heraus, dass sie nicht
hinsehen konnten. Dann ließ das Licht nach und die Wolke löste sich auf. Sie
traten in die Höhle und erblickten das schon geborene Kind, das zum ersten Mal
die Brust der Mutter nahm. Dies war auch ein Wunder, denn dies gibt es bei
gerade geborenen Kindern noch nicht. Es gab auch keine Nabelschnur. Jesus wollte
dadurch bezeugen, dass Er frei von allen Banden war.
Wie Josef muß der Mensch den Weg vom
nördlichen Galiläa, von dem Kopfverstand des Außenmenschen in den Seelenbereich
eindringen und nach dem Durchwandern seines Fleisches und seiner Seele in sein
Geistbewusstsein eindringen. Dort wird dann der Sohn geboren. Dies ist Christus
in Seiner Widerkunft. Es nützt uns nichts , wenn Christus tausendmal in die Welt
kommt. Nur der in uns geborene Jesus kann uns aus der babylonischen Verwirrung,
aus der satanischen Umklammerung und aus unseren eigenen Sündenpfuhl befreien,
den wir im Laufe unserer Vorexistenz und unseres irdischen Lebens geschaffen
haben. Dieses Wunder müssen wir alle erleben.
Wer sind hierbei der Ochse und der Esel, wer
sind Maria und Josef, wer sind die fünf Söhne, der Karren und die Lebensmittel ?
Der Ochse, sagt uns der Herr durch Eckehart
von Hochheim ist der zu sinnliche Mensch, der alles grobsinnlich in seine
Willensart aufnimmt. Es ist das Willensvermögen unseres Kopfverstandes im
Kleingehirn.
Der Esel ist unser Verstand im Kopf. Deswegen wird schon in der Volksmundart gesprochen : „Ach, du bist doch ein Esel !“ Man meint durch diese Rede-
wendung, dass er zu sinnlich nach den fünf
Sinnen gehandelt habe, kein Herzensdenken besitze, das allein das Leben
beinhaltet.
Der Ochse wurde vor dem großen Karren
gespannt. Der Karren ist die angenommene religiöse Lehrwahrheit aus dem
Gottwort.
Das Gute aus dem Gottwort wird durch das
Brot, das Wahre durch Käse, Butter und Milch symbolisiert.
Alle anderen Gegenstände haben auch eine
Entsprechung. Wir finden sie in den Ausführungen durch Emanuel Swedenborg. Die
weißen Linnen sind die ersten primitiven Wahrheitserkenntnisse aus dem Wort.
Durch sie fand Maria Erleichterung. Die Windeln sind die unschuldigen
Erkenntnisse aus dem Gottwort. In diesen Windeln kann Christus geboren werden,
die Urwahrheit und die Liebe der Göttlichkeit.
Wer sind Josef und Maria ?
Josef ist der Mann aus dem Stamm Davids. Er
ist ein Mensch, der durch seinen äußeren Kopfverstand ein göttliches Wort
annimmt und es im Herzensdenken verarbeitet. Josef ist unser innerer göttlich
erwachter Verstand des Seelen- und des Geistbewußtseins.
Maria ist die im Herzen erwachte Liebe aus
dem Gottwort.
Wer sind die fünf Söhne, die den Karren
begleiten?
Es sind unsere fünf Sinne. Sie müssen
mitgehen, da sie sich sonst in der Welt und in ihrer Liebe zur Welt verlieren.
Unsere Sinne laufen immer hinaus, anstatt nach innen zu blicken, sich nach innen
auszurichten. Wir Europäer haben das Nach-Innen-Blicken verlernt. Das
Nach-Innen-Blicken heißt Sterben des Äußeren. Wer sein Äußeres nicht verliert
oder es nicht verlässt, der wird nicht zum inneren Leben gelangen.
Dies alles ist die Heilige Familie. Sie
muß aus Galiläa herunterziehen, über das Seelenbewusstsein Samaria. Dort kann
sie nicht bleiben. Sie muß weiter in die Herzgegend Judäa bis nach Bethlehem
ziehen, dort erst befindet sich das Geistbewusstein. Durch Jakob Lorber sagt uns
der Herr: „Nur drei Spannen weit ist der Weg zu Meinem Reiche !“
Es sind die Spannen zwischen Kopf- und Herzbewußtsein. Diese Schritte
können wir bei jedem Gebet, bei jedem Wort-Lesen oder – Hören vollziehen.
Dies ist unsere Reise in Sein Reich nach
Judäa in die Stadt Gottes, um dort das Wunder der Gottgeburt erleben zu können.
Hierauf kommt es alleine an. Wer über Weihnachten ein bisschen Ruhe vor der Welt
hat, sollte das 13. Kapitel der „Jugend Jesu“ verinnerlichen. Er kann dann den
Gang nach Bethlehem mit dem Herrn gemeinsam machen. Schließe deine Fenster und
Türen und gebe dich in der Liebe zum Göttlichen ganz hin. Dann können wir die
Wunder erleben, die hinter den Buchstaben auf uns warten. Es sind die Rosen
einer neuen, ewigen Geburt, die Gott in uns vollzieht.
Die Menschwerdung Gottes geschieht in
dreifacher Art. Sie geschah als Unerborenheit im göttlichen Ich. Sie geschah
dann im historischen Christus und soll heute im Zuge unserer Liebe in uns selbst
geschehen. Der Herr sagt uns durch Jakob Böhme: „Der äußere Historienchristus
hilft dir nicht. Er ist ein Fremdling. Du musst deinen lebendigen Christus in
dir selbst durch die Perlen Gottes erwecken, die dir von außen gereicht werden!“
Die Perlen sind geschützt, damit ihre Oberfläche durch die weltlichen Sinne,
durch den weltlichen Verstand und durch das menschliche Wollen nicht zerkratzt
werden. Sie sind vom schützenden Lehm umhüllt. Dieser schützende Lehm sind das,
was wir im Gottwort den Buchstabensinn nennen.
Einmal ließ Raphael vom Niltal kostbare
Perlen holen. Sie waren mit vielen Geheimnissen der Urzeit beschriftet. Auch sie
waren mit einer Lehmschicht zum Schutze vor einer Zerstörung stark eingehüllt.
Ebenso muß dies Gott tun. Würde Gott Sein Wort ganz offen geben wie Er Selbst
ist, die Welt hätte es schon zerstört. In der Welt wird alles umgedreht,
verändert, zerstört. Selbst das Gottwort blieb nicht verschont. Anfangs gab es
nur die zwei Urevangelien, das Matthäus- und das Johannes-Evangelium. 300 Jahre
später wurden bereits über 50 Evangelien gehandelt. Das, was wir heute in den
vier Evangelien haben, sind Abschriften von Abschriften. Dies verkündet uns der
Herr durch Jakob Lorber. Die Schriftforschung kam ebenfalls zu diesem Ergebnis.
Gott hat es verhindert, das daraus ein Kultus entstand. Seine Vorsehung hat es
so gerichtet, dass das Wichtigste erhalten blieb. Doch jetzt klammern sich die
vielen Christen an dem Buchstabensinn der Bibelworte. Im Christentum bestehen
ungefähr 300 Sekten oder Bibel-Exegesen. Jede Richtung glaubt, sie habe die
alleinige
Urwahrheit gefunden. Die Urwahrheit liegt wohl voll in der Heiligen Schrift,
doch unter der Moses-Decke verborgen. Die Urwahrheit liegt als köstliche Perle
des Gott-Urwortes in unseren Herzen vergraben. Sie muß dort von der
babylonischen Sprachverwirrung enthüllt werden. Wir alle haben die Macht und die
Kraft aus Gott, diese Schalen zu entfernen.
Laßt uns dieses heilige Werk der
Enthüllung des göttlichen Iches beginnen. Wenn wir einmal die Urwahrheit in uns
aus der Umklammerung befreit haben, dann ist Christus geboren. Dann ist wirklich
der holde Knabe im lockigen Haar gekommen und liegt in unserer Herzenskrippe.
Dann ist die Stille Nacht angebrochen, dann schweigen unsere Sinne, es ist
Heilige Nacht. Einsam wachen dann nur noch das heilige Paar Maria und Josef.
Dann sind unsere göttliche Liebe und unser göttlicher Verstand erwacht. Der süße
Knabe im lockigen Haar ist der christgeborene Menschensohn, der auf den Windeln
unserer Krippe liegt. Die Windeln stehen für unsere ersten unschuldigen und
einfältigen Erkenntnissen einer göttlichen Wahrheit, die nicht mehr von außen
kommt, sondern als inneres göttliches Wort aufblüht. Dies ist die große Zeit der
Lilien, von der Jakob Böhme sprach. Dies ist auch die Zeit der Rosen, die uns
der Herr reicht. Es ist die mystische Rose und der Kuß des Gotterlebens, den Er
uns durch Seinen göttlichen Mund schenkt. Dann müssen wir nicht mehr nach außen
horchen, wir erleben es wirklich, wenn wir es glauben können. Das Gehörte soll
von uns bejaht und
dann in die Tat umsetzt werden. Wir sollen dem Worte, dem Herrn
nachfolgen. „Was ich glaube“, sagt der Herr, „auch wenn es nur so klein wie ein
Senfkorn ist, das muß sich verwirklichen und muß in uns aufgehen.“
Keine Macht der Welt kann diesem Wachstum Widerstand leisten.
Frohlocken wir, denn im Senfkorn wurde uns im Herzen eine kleine Kraft gegeben.
Sie lässt aus dem Korn einen großen Baum wachsen. Die Vögel der Himmel werden in
seinen Ästen sitzen. Es sind die Engelsscharen, die zu uns kommen werden. Sie
werden uns mit göttlich reinen Wahrheiten aus dem göttlichen Munde inspirieren.
Erfassen wir uns in diesem Erkennen als eine
Einheit, die schon heute in Christus ist. Wir sind Glieder in Seinem Körper. Wir
werden wieder in Seinen Körper eingeboren. Wähnen wir nicht, dass Gott außerhalb
stehe. Gott ist in uns, dies ist unser Glaube, dies ist unser Fühlen, dies wird
unsere Ausstrahlung. Es ist eine Verwirklichung in unserem Herzen. Der äußere
Gott ist nur da, um den inneren Gott in uns zu erwecken. Die Jünger waren selig
als sie um den Herrn waren. Sie erlebten Ihn von außen. Sie blühten erst dann
auf, nachdem ihnen der äußere Jesus genommen worden war. Da wurde erst der
echte, geistige Christus in ihren Herzen geboren. Da wurde der innere Christus
lebendig und das Reich Gottes in ihnen verwirklicht.
Dies können wir alle auch erleben. Legen wir
unsere fünf Sinne zur Ruhe, zäumen wir den Ochsen und den Esel, begeben wir uns
nach Bethlehem, nehmen die Erkenntnisse aus dem göttlichen Wort mit und
verarbeiten wir sie im Herzensdenken. Dann wird in uns ein göttliches
Bewusstsein geboren. Dann fühlen wir plötzlich in uns eine Kraft, eine Energie,
die alles in sich enthält, was ich mir nur wünsche und begehren kann. Alle
Sehnsüchte und alles Verlangen liegt in diesen Energien. Loben und preisen wir
den Herrn, denn Er möchte in uns zur neuerlichen Menschwerdung geboren werden.
Dies will unser Gott und Vater aus Seiner ganzen Liebe. Sein Segen wird uns in
der weihnachtlichen Zeit zuteil. Empfinden wir das Lied „Stille Nacht, Heilige
Nacht“ als Entsprechung der inneren Sohngeburt in uns. Erkennen wir, Gott will
wahrhaft Mensch werden. Durch Seine historische Menschwerdung hat Er das
menschliche Geschlecht geadelt. Wir sollen wieder Seine Kinder und dann Seine
Söhne werden.
a.u.l./k.d.
Weihnachten 2000
Übertragen aus einemKassetenvortrag von Karl Dvorak durch Annemarie und Lothar
Wenn die Stille die Seele
berührt und ein Lied in uns klingt,
wenn ein Licht uns aus der Dunkelheit führt,
weil die Hoffnung in uns singt.
Wenn die Welt nicht mehr laut und Frieden zieht ein,
tut der Himmel sich auf und Weihnacht wird sein.
Einmal im Jahr sind wir nicht allein.
Er ist uns ganz nah, der Geist der Weihnacht zieht ein.
Voller Verlangen mit Liebe bedacht,
unsere Herzen empfangen die Weihe der Nacht.
Ganz tief in uns erwacht Gott zum Leben.
Es ist gekommen die Stund zum Heil und zum Segen.
Weihnacht für immer, so hat er gedacht,
als er die Botschaft zur Erde gebracht.
So lautet sein Wort wofür er geboren,
so lebt nun sein Geist wofür er gestorben,
ganz tief in uns, dass wir ihn erwecken,
zum Leben, zum Bund,
unser Herz nach ihm strecken.
Er ist das Leben, die Liebe, der Weg.
Wir müssen verstehen, bevor es zu spät.
Drum nehmet zurück euer eigenes Ich,
denn ihr seid nur ein Teil von allem was ist.
Weihnacht für immer, Liebe und Fülle,
für alle Menschen, das ist Gottes Wille.
Gebet und nehmet, verbreitet den Frieden.
Glaubet und hoffet bis alle sich lieben.
Lebet und strebet entgegen dem Thron.
Weihnacht für immer wird sein euer Lohn.