Die Zeit der Ernte, der Offenbarung der guten und bösen Früchte der Menschen
September 1838
Der Herr ist nahe allen, die Ihn anrufen, allen, die Ihn mit Ernst anrufen (Ps.145tI8).
Diese göttliche Wahrheit habe ich nach meiner nun
zurückgelegten Reise wieder in vollem Masse erfahren.Ehe ich mich aber zu dieser Besuchsreise, zu der ich durch das Wort schon vor einigen Monaten aufgefordert wurde, entschließen konnte, mußte ich, wie vor dem Antritt solcher Reisen gewöhnlich der Fall ist, einen geistigen und nach gewissem Masse auch einen physischen Tod durchgehen. Es stellten sich mir gar manche Hindernisse wie Berge in den Weg, und als die bestimmte Zeit herannahte, schwanden auch meine körperlichen Kräfte so dahin, daß es mir vernunftwidrig schien, diesmal eine Reise zu unternehmen. Auch die in unsern Tagen unter den Erweckten immer mehr zunehmenden Uneinigkeiten, die als der Anbruch der kommenden Nacht zu betrachten sind, lagen schwer auf meinem Gemüte und wollten mir den Mut benehmen, meine Wohnung zu verlassen, was solange dauerte, bis das Wort Jehovas mich mit Mut und Kraft belebte, und die mir schon früher gegebene Verheißung erneuerte, daß nämlich Er mich auf der Reise begleiten und mich unversehrt wieder nach Hause zurückführen werde.
So trat ich denn meine Reise am 18. August abends um 4 Uhr an. Ich bediente mich des Postwagens, weil ich wegen körperlicher Schwäche keine großen Strecken zu Fuß machen kann, und langte nachts um 11 Uhr bei Zofingen in der Wohnung eines Freundes an. Auch unser Bruder B. verfügte sich dorthin. Ich hielt mich mit ihm einige Tage unter göttlichem Segen in dieser Gegend auf. Darnach begaben wir uns in die Gegend von Aarau, und besuchten dort, so wie auch in Aarau selbst, mehrere Freunde. Am 22. August reisten wir von dort ab und kamen noch desselben Abends in Zürich an, wo der Herr große Gnade gab. Der mich begleitende Bruder musste, von häuslichen Geschäften gerufen, am 27. August seine Rückreise antreten; ich aber hielt mich noch bis zum 1. September in Zürich auf, machte während dieser Zeit einige Besuche in umliegenden Ortschaften, verließ dann
am Morgen des genannten Tages die Stadt und langte abends unter göttlichem Geleite glücklich wieder in Basel in meiner Wohnung an.Ich enthalte mich einer speziellen Erzählung dessen, was ich auf dieser Reise gesehen, gehört und erfahren habe, und begnüge mich zu sagen: Der Herr hat seine Verheißung, die Er mir schon vor einigen Monaten durch sein Wort in dieser Beziehung gegeben, treulich erfüllt. Er wanderte durch seine Kraft in meinem schwachen Körper und
redete in schwierigen Fällen durch meinen Mund, ohne dass ich es gleich wahrnahm. Ihm sei dafür allein die Ehre gegeben.Nun bin ich wieder hier in meiner Wohnung und warte der Hut des Herrn, und harre, was Er zu mir sprechen will, und sage: Was gibst du mir durch dein Wort als Frucht für den Monat September, der nach seiner Natur dem Menschen seine Früchte darbietet?
Die Weisheit spricht:
Gedenke, dass die Zeit herannaht, wo jedermann ernten und einsammeln wird, was er gesät und gepflanzt hat. Es wird nun nichts mehr verborgen bleiben, dasnicht an das Licht komme. Der Herbst ist vor der Tür,
wo alle Pflanzen, die der himmlische Vater nicht gepflanzt hat, ausgereutet werden. Aber ehe sie können ausgereutet werden, müssen sie zuvor offenbar werden.Die Offenbarung der bösen Früchte, die der Mensch gesät, nimmt eine besondere Periode ein. Dieses Offenbarwerden der Werke des Menschen ist ein Gericht, bei welchem die Bücher der menschlichen Herzen aufgetan werden. Gott wird seine Engel und Diener senden, welche die Kräfte der Natur in und außer dem Menschen bewegen werden, wodurch der Mensch nach seinem guten oder bösen Zustande, in Liebe oder Zorn, hart auf die Probe gesetzt werden wird. Zu dieser Zeit wird der Keltertreter die Kelter treten, und alsdann wird sich zeigen, welcherlei Saft sich in den Trauben befindet; die Herlinge aber werden ganz auf die Seite geworfen.
Bis auf den heutigen Tag hat Gott es geduldet, daß mancher mit seinem Freunde heuchelte, oder anders mit ihm redete, als das Herz dachte; teils aus Furcht, ihn durch Geradheit zu beleidigen, teils aus List oder Eigennutz, indem er seine bösen Gedanken, die er gegen seinen Freund trug, in gute, freundschaftliche Worte einhüllte.
Während dieses Gerichts wird das Gute und Wahre untertreten werden, denn das Böse wird sich über das wahrhaft Gute erheben und eine Zeitlang triumphieren (Matth.24,12). Nur das Gemischte und Scheingute, worin man die Ungerechtigkeit listig einkleiden wird, wird man noch schätzen. Die Gerechtigkeit wird man fast nicht mehr kennen, denn man wird die Ungerechtigkeit gesetzmäßig unter einem guten Schein als Recht aufstellen.
Gott lässt dieses alles darum geschehen, damit das Böse aus seiner Wurzel an das Tageslicht trete, der böse Mensch sich selbst offenbar werde und am Tage der Scheidung sich selbst das Urteil fällen müsse.
Bei diesem Gericht wird endlich das Gute und die Wahrheit aus dem Grabe erstehen, siegreich an das Licht treten und sich zur Rechten stellen, das Böse aber zur Linken.
Indessen ist dieses Gericht in seiner Erhabenheit vor den Augen der Menschen sehr verborgen, wenige ausgenommen, denen es Gott durch seinen Geist offenbart. Nur diese Wenigen und die Engel, die Auserwählten und die Vollendeten im Himmel sehen, wie jetzt schon die Stühle zu diesem Gericht gesetzt sind. Wer es nun fassen mag, der fasse es. Es werden noch einige Gerichte nach verschiedenen Graden dem großen, offenbarlichen Gerichtstage vorangehen, bei denen jedesmal eine Versiegelung auserwählter und bewährter Seelen stattfindet.
Darum eile du nun bei gegenwärtiger Zeit mit denen, die der Herr dir anvertraut hat, in die Kammer, bis das Zorngericht der finstern Nacht und die in der Eröffnung vom 4. August angezeigte Stunde der Verwirrung vorüber ist (Jes.26,20-2l). Wer glaubt, liebt, hofft und duldet, wird errettet werden.
Glaubet an das Wort, das der Herr euch in dieser Hinsicht jetzt und schon zu verschiedenen Malen und in verschiedenen Graden gegeben hat, und legt dasselbe nicht so unbeherzigt in einen Schrank beiseite, sondern lasset es als ein Gesetz des Bundes täglich vor euern Augen stehen und nehmet es in Gehorsam auf, so wird der Herr zu euch, als zu den Kleinen, seine Hand wenden (Sach.l3,7), und euch eine Errettung sein, eine Zuflucht vor dem Ungewitter, und wird als ein König der Gerechtigkeit und der Wahrheit, ja als ein König des Friedens und der Liebe unter euch regieren. Amen !