Die abendlichen Nebel seh' ich steigen:

Wie, schon so spät, daß sich mein Tag will neigen,

der kaum gegrüßte, schon bereit zu scheiden?

Es ist mir doch, als war' er erst entstiegen

den Morgenschleiern, die verheißend liegen

auf Blumenwiesen, meiner Kindheit Weiden.

 

Ich seh' mich selbst, die Kinderhände streckend

nach jedem Glanz, entschleiernd und erweckend

und auch zerstörend, was sich mir versagte.

Von Kraft zu Kraft, von Sehnsucht zu Erfüllung,

und immer dürstend noch nach neuer Stillung,

so schritt ich durch das Leben, da es tagte.

 

Und auch den roten Mohnkranz wilder Stunden

hab' ich bedenkenlos ums Haupt gewunden -

nun war' er welk, mein Kranz aus wildem Mohne .

Noch eh' er welkte, nahm ihn mir vom Haupte

die Vaterhand, ersetzend, was sie raubte,

durch eines Dornenkranzes ew'ge Krone.

 

Und wieder Schleier, die sich mählich breiten,

und meinem Tag den Abend still bereiten.

Jetzt decken sie die Erde mit Erbarmen

und hüllen meine Schuld in ihre Falten

und löschen Farben, Formen und Gestalten . . .

und meine Sehnsucht schläft in Vaterarmen .