Lohnt sich denn Lust und Leid, Erfolg und Plage?
Nur eine Hand voll Sand sind meine Tage;
Versuche ich die Faust um sie zu schließen,
Fühl' ich den Sand durch meine Finger fließen.
Trag ich ihn offen auf der flachen Hand,
Der nächste Windhauch weht ihn weit ins Land.
Was sich nicht halten läßt und nicht bewahren,
Soll mühsam hegen ich und sparen?
Was hindert mich denn, auszuschütten alle Qual
Jetzt gleich? — Dann bin ich frei mit einem Mal!
Was hindert mich? — Ja, welche Stimme spricht
In mir mit Donnerwort und hält Gericht?
Und sänftigt dann mein reubereites Sein
Zu einem milden, müden Abendschein,
Darin ich sorgsam trage in der hohlen Hand
Mein bißchen Glück und Weh und Staub und Sand,
Und trag' es weiter wie ein kostbar Gut.
Doch nimmt's der Wind — er weiß wohl, was er tut,
Er darf's, was selbst zu tun mir war versagt.
Ich muß ihm dankbar sein — und unbeklagt
Seh flattern ich mein Gestern und mein Heute;
War's Glück, war's Leid, das mir der Wind zerstreute?
Vielleicht wächst wo ein Blümchen auf dem Stein,
Mein bißchen Sand kann ihm schon Erdreich sein;
Es baut die Schwalbe sich vielleicht ihr Nest
Mit meinem Sand! — 0 Wind, nicht wahr, du läßt
Die Handvoll Sand, die ich getragen habe
So schwer und doch so gern, du läßt die Tage,
Die einst mein Leben waren, nicht umsonst verwehn!
Du nimmst, zu geben nur, und läßt entstehn
Aus meinen Schmerzen andrer Glück und Wonne!
Ich aber eile heim zu dir, o Sonne!