Bist du mir nah, du Stunde des Erwachens?
Mir ist, als spüre ich das Nahen deines Nachens
und seinen Ruderschlag in meinem Blut . . .
Zu wissen, daß du kommst, wie ist das gut!
Im Land des Zwielichts schmachtet meine Seele,
des Sehens hat sie längst sich schon entwöhnt,
nur die Gewißheit deines Kommens, Fährmann -
hat sie mit ihrem Schicksal ausgesöhnt.
Die Menschen furchten dich und scheuen deinen Namen,
das macht die Blindheit nur, sie ist des Irrtums Samen,
der fahle Blüten treibt am lichtlosen Gestade.
Ich aber rufe dich, du Tag der Gnade!
Ich weiß, nicht ungestüm darf gell'n der Schrei nach dir,
der Herr bestimmt die Fahrt, der Herr das Ziel, nicht wir ..
Ich kenn' dich, Fährmann, gut, du hast mich oft errettet
aus tiefster Lebensnot und mich mit sanfter Hand
in deinen Kahn gebettet!
Doch manchmal holtest du mich, wenn im schönsten Spiel
und tiefster Erdenblindheit ich vergaß mein Ziel;
dann zürnt' ich dir - und mußte dafür warten
das nächste Mal mit tausend Schmerzen auf den zarten,
den milden Ruf, der mir Erlösung brächte.
Weißt du es, Fährmann, noch, wie viele Nächte
ich in Verzweiflung deinen Namen rief?
Dann sank in Leid und Blindheit ich so tief,
daß ich ins Meer mich stürzte, um dich zu erreichen;
doch seltsam wußtest du mir immer auszuweichen.
Das ganze bittre Meer, das deinen Kahn sonst sanft gewieg
mußt' schwimmend ich durchmessen und hätte nie gesiegt,
hätt' nicht errettet mich des Herrn Barmherzigkeit!
Ich glaub', nun habe ich gelernt, und sieh, ich bin bereit
und rufe dich, du Fährmann,
mit des Leidens demutsvollstem Ruf!
Führ mich jetzt rein zu ihm, der mich in Reinheit schuf!